Review
Comic-Legende
Der 1941 geborene Neal Adams gehört zweifellos zu den prägendsten Comic-Künstlern überhaupt. Besondere Berühmtheit erlangte Adams als einer der innovativsten und wichtigsten Zeichner der Batman-Historie (siehe Batman: Neal Adams Collection). Neben seiner einflussreichen Arbeit am Mitternachtsdetektiv prägte er bei DC Comics vor allem noch die Serie „Green Lantern / Green Arrow“ sowie die Serie „Deadman“ in der Reihe „Strange Adventures“. Kurzzeitig arbeitete der Zeichner auch für das Haus der Ideen und übernahm dort im Jahr 1969 gemeinsam mit Roy Thomas die kriselnde „X-Men“-Serie und peppelte sie wieder auf. Kurzum, es ist gewiss nicht übertrieben zu sagen: Neal Adams revolutionierte insbesondere die Welt des Dunklen Ritters, aber auch die Welt der Comics.
Mit Kryptons letztem Sohn kam der legendäre Zeichner ebenfalls in Berührung als er die Story „Superman gegen Muhammad Ali“ inszenierte, die auf einer Geschichte von Dennis O’Neil basierte. Mit der vorliegenden Miniserie „Superman: The Coming of the Supermen #1-6“, die Panini Comics hierzulande unter dem Titel „Superman: Der Planet der Supermen“ veröffentlicht, konnte sich Adams indes seinen langjährigen Herzenswunsch erfüllen und – unabhängig von anderen Storys – eine eigenständige Geschichte über den Stählernen schreiben und bebildern.
Wie gut das funktioniert hat, wollen wir uns hier ansehen.
Inhalt
Supermans Heimat Metropolis sieht sich einem Angriff von Kalibak, dem Sohn und Erben von Darkseid, und dessen Schergen ausgesetzt, die erneut Schrecken über die Erde bringen wollen. Gleichzeitig taucht jedoch ein mysteriöses Raumschiff am Himmel auf und die Besatzung dieses Schiffes besteht aus unerwarteten und unverhofften Außerirdischen. Drei Kryptonier im klassischen Superman-Dress eifern ihrem großen Vorbild Kal-El nach und schlagen die außerirdischen Eindringlinge in die Flucht.
Der einzig wahre Mann aus Stahl macht derweil einen auf Superman Incorporated und widmet sich dem globalen Kampf gegen das Böse. Bei einer Mission im Mittleren Osten rettet er den kleinen Jungen Rafi und nimmt ihn auf Geheiß eines mysteriösen Dämons in seine Obhut. Zurück in Metropolis, bitten die drei neuen Supermen den Stählernen mit ihnen nach New Krypton zu kommen. Denn im Hintergrund schmiedet Darkseid – gemeinsam mit Erdling Lex Luthor – Pläne, den Planeten der Kryptonier zu erobern. Und so machen sich Superman alias Clark Kent und Lois Lane auf den Weg, um eine gnadenlose außerirdische Armada zu besiegen.
Gekonntes Artwork
Ein großartiger Zeichner ist Comic-Legende Neal Adams nach wie vor. Das Artwork katapultiert den Leser von Seite 1 an geradewegs rückwärts durch die Zeit. Die Bilder versprühen einen herrlichen Retro-Charme, der suggeriert, man hätte es mit einer ganz klassischen Geschichte des Stählernen und nicht mit einer solchen aus dem Jahr 2016 zu tun.
Spezielle Story und Figuren
„Ich habe viele Fragen und nur wenige Antworten.
Eigentlich habe ich gar keine Antworten.“
Superman, in „Superman: Der Planet der Supermen“, Panini Comics
Und haargenau so fühlt sich auch der Leser. Ein Satz mit „X“.
Das Geschichtenerzählen hat Neal Adams vorliegend nicht erfunden. Bisweilen möchte man sich als Leser verwundert die Augen reiben und mit dem Kopf schütteln. Mehr als einmal steht die Frage im Raum: Ist das wirklich ernst gemeint, was da zu lesen ist? Dabei möchte man die Story grundsätzlich schon allein aus Respekt gegenüber Ikone Adams mögen oder jedenfalls wohlwollend rezipieren.
In „Der Planet der Supermen“ handeln die Figuren immer wieder völlig out of character. Dabei beziehe ich mich insbesondere auf Lex Luthor und Darkseid, aber auch der Mann aus Stahl legt oftmals ein merkwürdiges Verhalten an den Tag. Die Charaktere brüllen hier ständig grundlos herum, und begeben sich in kindisch-alberne Streitereien (vor allem zwischen Lex und Darkseid). So kommt es beispielsweise zu der befremdlichen Situation, dass Luthor den machtgierigen New God über Seiten hinweg auslacht – über Seiten hinweg verteilt!

Superman und Lois Lane müssen in „Superman: Der Planet der Supermen“ New Krypton und die Erde retten.
(Copyright: Panini Comics)
Darkseid kommt allerdings in dieser Story insgesamt nicht gut weg und wird von Neal Adams der Lächerlichkeit preisgegeben. Der, dessen Name für gewöhnlich ganze Galaxien erzittern lässt, wirkt hier wie ein tumber Klotz, der zuweilen kein Wort herausbringt und ständig überfordert ist. So erfährt der machthungrige Gigant schon fast parodierende Züge, wirkt wie eine Karikatur. Wenn der hasserfüllte Schurke einen mächtigen Würfel noch in einer Sekunde als unzerstörbar anpreist und Superman diesen in der nächsten Sekunde problemlos zerbröselt, dann will einem der Erzfeind der Justice League beinahe leidtun.
Noch dazu haben wir es mit einer irrsinnigen Handlung zu tun, die zunächst zwar überaus beschaulich wirkt, im weiteren Verlauf allerdings mit diversen hanebüchenen Ereignissen und Wendungen überfrachtet wird. Es kann und soll hier gar nicht der Versuch unternommen werden, das alles aufzuzählen.
Dazu gesellen sich noch unzählige fremdschämige Dialoge und Aussagen von Charakteren. So möchte der geniale Lex Luthor im Verlauf der Story herausgefunden haben, dass er „ein besserer Mensch“ sei als der New God Darkseid. Und wenn Superman den kleinen Rafi am Ende der Geschichte wirklich liebgewonnen hat, sich von diesem verabschiedet, und der schlicht „Go Go Power Rangers“ ausruft, dann hat man hier wohl alles gesehen.
Fazit
Der vergangene Ruhm sei Comic-Legende Neal Adams wohlverdient. Und für das Artwork lohnt sich freilich auch ein Blick in „Superman: Der Planet der Supermen“. Im Übrigen lässt einen die Story aus der Feder von Adams staunend und teilweise ungläubig zurück.
Inhalt
Nach Batman nimmt sich Comic-Ikone Neal Adams auch des stählernen Kryptoniers an!
Während Superman eine gefährliche Mission nach Apokolips unternimmt, muss Metropolis auf den Schutz des Kryptoniers verzichten – doch dann treten drei neue Supermen an seine Stelle!
(Quelle: Panini Comics)
Autor & Zeichner
Neal Adams
wurde 1941 als Sohn einer jüdischen Familie in New York geboren. Nach seinem Abschluss an der School of Industrial Art in Manhattan versuchte der junge Adams, einen Fuß ins Superheldencomic-Geschäft zu bekommen, was ihm auf Anhieb jedoch nicht gelingen sollte. Also verdingte er sich in der Werbebranche, wo Comic-Zeichnungen durchaus gefragt waren, und an Zeitungscomic-Strips zur amerikanischen TV-Serie Ben Casey.
Über die aus heutiger Sicht legendären Horror-Magazine Creepy und Eerie, die beim Verlag Warren Publishing erschienen, fand Adams in den späten 1960ern doch noch zum damals boomenden Heft-Comic und gab 1967 schließlich sein Debüt bei DC Comics. Nach den Geschichten, die in diesem Band gesammelt sind, hatte Adams dann mit den Abenteuern von Deadman seinen Durchbruch, ehe er sich bei Marvel Ende der 1960er mit Roy Thomas als Zeichner und Plotter um die X-Men kümmerte und Anfang der 1970er sogar Avengers bebilderte.
In dieser Hochphase seiner Karriere tat sich Adams für einige revolutionäre Werke mit Autor Dennis O’Neil zusammen. Gemeinsam revitalisierten sie den Dunklen Ritter, während sie mit ihren Geschichten um Green Lantern und Green Arrow das gesamte Superhelden-Sujet reifen ließen, indem sie sich in ihren Storys über das ungleiche Duo mit „erwachsenen” Themen wie Rassismus, Drogen, Kapitalismus und Bigotterie auseinandersetzten.
1978 illustrierte Adams überdies den aufsehenerregenden Klassiker SUPERMAN VS. MUHAMMAD ALI, der ebenfalls von O’Neil geschrieben wurde.
1984 gründete er mit Dick Giordano das Studio Continuity Graphics Associates samt des dazugehörigen Verlags Continuity Comics. Darüber hinaus unterstützte er nachrückende Künstler wie Frank Miller mit Rat und Tat.
In der Öffentlichkeit befasste sich Adams mit dem Holocaust und setzte sich Ende der 80er massiv für die Rechte der Superman-Schöpfer Jerry Siegel und Joe Shuster ein.
In den letzten Jahren schrieb und zeichnete Neal Adams, der längst in alle Comic-Ruhmeshallen aufgenommen wurde, BATMAN: ODYSSEE sowie weitere neue Geschichten mit Deadman, Superman, Harley Quinn, den X-Men, den Avengers und seinem eigenen Helden Blood.
(Quelle: „Batman: Neal Adams Collection 1“, Panini Comics)
Details
Format: Softcover
Vö-Datum: 26.11.2019
Originalausgaben: Superman: The Coming of the Supermen 1-6
Seitenzahl: 156
Sprache: Deutsch
Verlagshomepage: Panini Verlag
Copyright Cover: Panini Verlag