Review

Ambiguität von Kriegshelden

Der Schein kann trügen. Obwohl Band 1 („Strange Adventures 1 (von 2)“) ganz überwiegend noch expositorischer Natur war und zunächst Einblicke in die Hintergründe der Geschichte und vor allem die Charaktere gewährte, haben wir uns bereits zu inhaltlichen Spekulationen hinreißen lassen. Und ganz falsch lagen wir nicht.

Es geht hier – jedenfalls auch – um die Ambiguität von Kriegshelden sowie darum, dass Geschichte immer aus verschiedenen Perspektiven erzählt werden kann. Im Einzelnen weicht das Ganze vorliegend sicherlich dennoch ein wenig von dem vermuteten Pfad ab.

Die Quintessenz nach dieser Ausgabe ist: Im Krieg gibt es keine Helden. Im Krieg gibt es nur Verlierer. Und: Gewalt bringt immer neue Gewalt hervor.

Seit seinen Erfolgen im Krieg gegen die außerirdischen Pykkten gilt Abenteurer Adam Strange als nichts Geringeres als ein Held. Gerüchte um sein Dasein als gnadenloser Kriegsverbrecher reißen allerdings nicht ab. Und insbesondere die investigativen Ermittlungen von Superheld Mr. Terrific wirbeln mächtig Staub auf. Plötzlich muss sich Adam nicht nur vor seinen Helden-Kollegen von der Justice League verantworten und rechtfertigen, nein, auch vor seiner Ehefrau Alanna kommt er gewaltig in Erklärungsnot.

Mysteriöser Weltraumabenteurer

Die große Offenbarung ist das Finale rund um den mysteriösen Weltraumabenteurer womöglich nicht – jedenfalls gemessen an unseren Erwartungen ob der packenden „Kriegsverbrecher“-Prämisse.

Leseprobe aus „Strange Adventures 2 (von 2)“. (Copyright: Panini Comics)

Nichtsdestotrotz ergibt sich insbesondere aus der gekonnten Erzählweise über zwei Zeitebenen – einerseits die kriegerischen Ereignisse auf dem fernen Planeten Rann; anderseits die gegenwärtigen Untersuchungen auf der Erde – eine gehörige Spannung. Der Gestaltung des Endes einschließlich der Auflösung der Geschichte blickt man erwartungsvoll entgegen. Die Lektüre ist durchgehend fesselnd.

Indessen haben wir es dann doch mit einem sich sehr frühzeitig abzeichnenden Twist zu tun, der den – im Verhältnis – überlangen Aufbau der Story nicht zu rechtfertigen weiß. Zwar ist der Twist in seinen Einzelheiten nicht bereits vorherbestimmt, doch ahnen Leser:innen beizeiten, dass Adam Strange nicht der Saubermann ist, der er vorgibt zu sein. Die Miniserie wäre mit der Hälfte der Ausgaben möglicherweise besser bedient gewesen. So erweist sich hinsichtlich einiger Aspekte erst retrospektiv ein gewisser Leerlauf und Langatmigkeit.

Umwerfend schön bleibt jedoch durchgehend das – mitunter malerisch – ansehnliche Artwork der Künstler Mitch Gerads und Evan Shaner, die ihre jeweiligen Zeitebenen mit Bravour in Szene setzen.

Fazit

Der ganz große Wurf ist Autor Tom King mit seiner „Strange Adventures“-Saga am Ende des Tages nicht gelungen. Dafür fehlt es hier an einer moralischen Einordnung bzw. Auseinandersetzung. Dessen ungeachtet haben wir es mit einer handwerklich sauber und inhaltlich spannend gestalteten Story um einen Helden zu tun, der eine tragische Entscheidung zu treffen hat.


Strange Adventures 2

Inhalt

Weltraumabenteurer Adam Strange gilt als Held zweier Planeten. Doch was, wenn der Space-Haudegen mit dem Jetpack in Wahrheit ein Lügner und Kriegsverbrecher ist? Im Serienfinale kommt die ganze Wahrheit ans Licht, während Adam, Batman und die Justice League eine Alien-Invasion abwehren müssen …

(Quelle: Panini Comics)

Autor

Tom King
ist ein amerikanischer Autor und Comicbuchschreiber und Ex-CIA-Officer.

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Details

Format: Softcover
Vö-Datum: 08.02.2022
Originalausgaben: Strange Adventures 7-12
Seitenzahl: 196
Sprache: Deutsch
Verlagshomepage: Panini Verlag

Copyright Cover: Panini Verlag



Über den Autor

Fabian
"Du lächelst wie jemand, der keine Ahnung hat, wozu ein Lächeln überhaupt gut ist." (Das kleine, blaue, geflügelte Einhorn Happy, in: Happy!)