Review
Das Erwachen der Macht
Mit „Shaolin 1: Das Kind des Schicksals“, dem Auftakt zu einer dreibändigen Albenreihe, hat uns Autor Jean-François Di Giorgio abermals in ein Abenteuer vor exotischen Kulissen, fernöstlicher Kultur und Geschichte entführt.
Die geradezu klassische Heldenreise unseres Protagonisten, des jungen Shaolin Weiße Wolke, verläuft bislang im Stile eines Abenteuerfilms. Im Wesentlichen geht es – schulmäßig – um den ewigen Kampf des Guten gegen die Mächte des Bösen. Das Objekt der Begierde und gleichzeitig Ziel der Hetzjagd ist die sogenannte „Bernsteinkammer“, eine vermeintlich unscheinbare goldene Kugel.
Nach einem Erwachen seiner übernatürlichen Fähigkeiten wird Weiße Wolke von den Weisen des buddhistischen Mönchsordens endgültig als Auserwählter und Bewahrer des Friedens auserkoren. Gemeinsam mit der stoischen Assassinin Yuki macht sich der schüchterne Held auf den Weg, um die Welt zu retten.
Ein Stück weit den Faden verloren
Noch in der Besprechung zum letzten Album habe ich (kritisch) angemerkt, dass sich die ominöse „Bernsteinkammer“ bislang vor allem als ein klassischer MacGuffin darstellt. Bedeutung und Funktion blieben vollkommen unklar. Augenscheinlich war diese schlicht als Auslöser der maßgeblichen Kampfhandlungen sowie Katalysator der Heldenreise von Weiße Wolke angedacht.
Dieser Eindruck verstärkt sich im zweiten Album „Shaolin 2: Der Gesang des Berges“ noch. So erfahren wir zwar – kurz und bündig –, dass in dieser umkämpften Kugel sämtliche Erinnerungen ihrer vormaligen Besitzer eingeschlossen sind. Allerdings hat es damit auch schon sein Bewenden. Der Meister des Ordens behauptet aufgrund des Kampfs um die Bernsteinkammer eine Gefahr für die „Wellung“. Wiederum offen bleibt, was damit gemeint sein könnte. Schließlich steht im Raum, dass Yuki und Weiße Wolke letztlich drei Tage Zeit haben, um die Wellung vor der „purpurnen Sonnenwende“ zurückzuholen. Das Ganze dürfte die Leserschaft – weit mehr als zu Beginn – mit einem Stirnrunzeln zurücklassen. Di Giorgio verzettelt sich hier ein Stück weit.
Man tut wahrscheinlich gut daran, diese einzelnen Aspekte der Geschichte tatsächlich bloß als Katalysator für die „Quest“ zu begreifen und sich vielmehr an der ereignisreichen Handlung, den zahlreichen Schauplatzwechseln und der Entwicklung von bzw. der Dynamik zwischen den Figuren zu erfreuen. Aufgrund der besonders atmosphärischen und exotischen Inszenierung durch Künstler Looky fällt Letzteres auch nicht sonderlich schwer.
Fazit
Die kurzweilige Heldenreise folgt ganz überwiegend vertrauten Genre-Konventionen. Sie glänzt hingegen durch sympathische Figuren sowie insbesondere durch die Stärken eines klassischen Abenteuerfilms à la „Indiana Jones und der Tempel des Todes“ mit exotischen Schauplätzen, fiesen Schurken und actionreichen Szenen.
Shaolin. Band 2: Der Gesang des Berges
Inhalt
Für das Kloster der drei Reiche scheint die letzte Stunde geschlagen zu haben: Jenseits der Grenzen erhebt sich eine Armee von Schattenwesen und droht, alles zu vernichten, was sich ihr in den Weg stellt. Inmitten des Chaos versucht Weiße Wolke verzweifelt herauszufinden, warum sein Schicksal untrennbar mit dem erbitterten Konflikt verbunden zu sein scheint. Niemand hat den jungen Shaolin auf diesen Kampf vorbereitet, aber Sieg oder Niederlage liegen in seinen Händen!
(Quelle: Splitter Verlag)
Details
Format: Hardcover
Vö-Datum: 22.06.2022
Seitenzahl: 56
Band: 2 von 3
ISBN: 978-3-96792-130-4
Sprache: Deutsch
Verlagshomepage: Splitter Verlag
Copyright Cover: Splitter Verlag