Review

Ryan David Jahn ist ein Autor, der insbesondere wegen seiner intensiven Plots vielen ein Begriff ist. Vor allem sein Buch „Ein Akt der Gewalt“ ist äußerst lesenswert und vermag es, den Leser ziemlich zu erschüttern.

Mit „Die zweite Haut“ geht dieser Autor einen ähnlichen Weg. Allerdings ist dieses Buch mit jeder Menge Psycho-Elementen versetzt und schafft es, spätestens ab der Mitte, den Leser komplett zu verwirren. Hin und wieder ist man sogar geneigt, „Die zweite Haut“ wegzulegen, da die Story einfach zu wirr wird. Andererseits ist man gezwungen, weiterzulesen, da der Drang wissen zu wollen, wie es ausgeht, immer größer wird.

Einen ähnlichen – wenn auch weitaus schmerzhafteren Zwiespalt – durchlebt der Protagonist Simon in „Die zweite Haut“.
Bei Simon handelt es sich um einen Soziopathen, der von Ryan David Jahn sehr gut ausgearbeitet wird. Er ist behaftet mit etlichen Konflikten, die man als Leser durchaus nachvollziehen kann. Eben diese sind es auch, die ihm ziemlich zu schaffen machen. Als er dann noch mehr oder weniger unfreiwillig zum Mörder wird, gerät sein Leben vollends aus den Fugen.

Sehr spannend ist, wie Simon mit der Tat umgeht. Er handelt scheinbar völlig irrational, trotzdem bleiben seine Handlungen verständlich. Man könnte sich durchaus vorstellen, in dieser Situation ähnlich zu agieren. Auch die Spirale von Eskalationen, die sich daraufhin entwickelt, bleibt nachvollziehbar.

Genau diese Art zu schreiben ist es, welche die Bücher von Ryan David Jahn auszeichnet. Denn obwohl er seine Leser mit teilweise absurden Situationen konfrontiert, beschreibt er diese derart realistisch, dass man sich ständig fragt, ob man vielleicht in dieser Lage genauso reagieren würde.

Ryan David Jahn (Copyright: Noel Bass)

Ryan David Jahn (Copyright: Noel Bass)

Man kann also sagen, dass „Die zweite Haut“ ein durchaus lesenswertes Buch, aber gleichzeitig die schwächste Veröffentlichung von Ryan David Jahn ist.
Insbesondere der ziemlich surreale letzte Teil stößt ein wenig bitter auf, ist man doch von diesem Autor bisher anderes gewohnt.
Jene, die gerne außergewöhnliche Thriller lesen, können dennoch guten Gewissens zugreifen, denn ein solcher ist „Die zweite Haut“ auf jeden Fall.

Wie bei den Büchern von Ryan David Jahn üblich, sind auch in „Die zweite Haut“ die Momente der Gewalt sehr ausführlich und realitätsnah beschrieben, was selbst hartgesottene Leser dieses Genres schockieren könnte. Zartbesaitete sollten also einen Kauf überdenken.

Ich bin vor allem aufgrund der Schreibe des Autors sehr glücklich mit diesem Buch gewesen, denn aufgrund dessen liest es sich sehr flüssig. Auch der Spannungsbogen ist schön inszeniert. Lediglich das bereits angesprochene Ende war mir ein wenig zu extrem, auch wenn die Auflösung – trotz des Umstandes, dass sie sehr kurz ausgefallen ist – schlüssig ist.

Inhalt

Das Leben des Anderen

Simon hat einen Menschen getötet. In Notwehr hat er den Mann erschlagen, der nachts die Tür zu seiner Bude aufgebrochen und ihn brutal attackiert hat. Jetzt steht er atemlos über der Leiche und überlegt, was zu tun ist. Er zweifelt an seinem Verstand. Denn der Tote wirkt vertraut. Und Simon weiß auch, warum: Sein Angreifer ist ihm wie aus dem Gesicht geschnitten.

(Copyright: Heyne Hardcore)

Autor

Ryan David Jahn wuchs in Arizona, Texas und Kalifornien auf. Mit sechzehn Jahren verließ er die Schule, um in einem Plattenladen zu arbeiten. Seit 2004 arbeitet er als Drehbuchautor für Film und Fernsehen. Für seinen ersten Roman „Ein Akt der Gewalt“ wurde er mit dem renommierten Debut Dagger Award ausgezeichnet.

(Copyright: Heyne Verlag)

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Details

Format: Taschenbuch
Vö-Datum: 14.07.2014
Seitenzahl: 320
ISBN: 978-3-453-43754-8
Sprache: Deutsch
Verlagshomepage: Heyne Hardcore

Copyright Cover: Heyne Hardcore



Über den Autor

Stefan †
Die Lücke, die Stefan als Magazinmitbegründer, Administrator, Redakteur und Freund durch seinen plötzlichen und viel zu frühen Tod im Dezember 2014 hinterlässt, bleibt groß. Er wird immer in unseren Herzen und ein Teil des DeepGround Magazines bleiben.