Review

15 Jahre hat es gedauert und einer Umsetzung als TV-Serie bedurft (hierzulande ist die Mystery-Serie aus dem Marvel-Universum auf Sky zu sehen), um die „Runaways“ von Top-Autor Brian K. Vaughan („Saga #3“, „Y – The Last Man“, „Paper Girls 1“, „Paper Girls 2“, „Paper Girls 3“) zu uns nach Deutschland zu bringen. Doch nun hat sich Panini nicht lumpen lassen und die komplette erste Serie um die jugendlichen Protagonisten in einem Koloss von einem Comic-Buch veröffentlicht. Auf über 430 Seiten (!) umfasst der Trümmer „Runaways Megaband: Ausreißer“ die ersten 18 US-Ausgaben aus dem Jahre 2003 und bietet damit ein langanhaltendes und vielversprechendes Lesevergnügen.

Inhaltlich beginnt alles ganz beschaulich und geradezu alltäglich. Die Eltern von Alex laden, wie jedes Jahr, dieselben fünf Paare ein. Angeblich um sich der Wohltätigkeit zu widmen. Währenddessen soll sich Alex mit den übrigen fünf Teenies Karolina, Gertrude, Chase, Molly und Nico die Zeit vertreiben. Die Kids könnten jedoch nicht unterschiedlicher zusammengewürfelt sein und haben sich dementsprechend recht wenig zu sagen. Um der Langeweile zu entrinnen, beschließen die sechs Teenager ihre Eltern auszuspionieren. Von einem Geheimgang aus erspähen sie die Alten zunächst unentdeckt und halten sie aufgrund skurriler Outfits für Superhelden. Doch manchmal kann der erste Eindruck trügen. Denn die Erziehungsberechtigten geben sich gerade einem Opferritual hin und stechen dabei ein junges Mädchen ab. Die fiesen Eltern sind keine Superhelden, sondern vielmehr eine Gruppe skrupelloser Superverbrecher, die auf den Namen „Pride“ hört. Die Eltern der Kids haben offenbar jahrelang ein Doppelleben geführt und nun müssen die Runaways ihrem Namen gerecht werden, zügig die Flucht ergreifen und untertauchen. Indes ist das gar nicht so leicht. Schließlich hat Pride überall die Finger im Spiel und den Schurken gehört die gesamte Stadt, selbst die korrupten Polizisten. Über die Cops gelingt es ihnen sogar, die Superhelden Cloak und Dagger auf ihre Sprösslinge zu hetzen. Die sechs Teenies sollten daher so schnell wie möglich erwachsen werden … 

Auch mit dieser Serie, die uns erst derart verzögert erreicht, hat sich der wunderbare Brian K. Vaughan schon früh seine Sporen verdient, schließlich wurde er – auch hierfür – mit dem Eisner („Best Writer“, 2005) sowie dem Harvey Award („Best Continuing Series or Limited Series“, 2006) ausgezeichnet. Und das völlig zu Recht. Hier können wir – jedenfalls in Zügen – schon erkennen, was Vaughan mit seinen Zeitungsmädchen, den „Paper Girls“, nunmehr zur Perfektion betreibt. Ein ungewöhnliches, skurriles Setting mit übernatürlichen Geschehnissen, gepaart mit schrulligen, aber absolut lebensnahen und greifbaren jungen Figuren, die während der Geschichte auch ganz alltägliche Probleme durchlaufen. Die Dialoge sind ebenfalls auch hier schon authentisch, unterhaltsam und mit Anspielungen auf die Popkultur und vor allem auf das übrige Marvel-Universum gespickt.

Leseprobe aus dem „Runaways Megaband: Ausreißer“ (Copyright: Panini Comics)

Freilich sind hier auch reichlich Teenager-Gefühle und die erste Liebe immer wieder Thema. Der Leser sollte also Freude an warmherzigen Coming of Age“-Kapiteln mitbringen oder sich davon zumindest nicht allzu sehr stören lassen.

Ebenso wie diese jugendlichen Helden und ihre – gelegentlich – allzu menschlichen Probleme sind sicherlich auch die Bilder der Zeichner Adrian Alphona und Takeshi Miyazawa ein Stück weit Geschmackssache. Ein wenig „glatt“ und steril kommt die Serie mit den Runaways visuell daher. Meines Erachtens stört dies das Lesevergnügen aber nicht und ästhetisch ist das Artwork allemal.

Wer abseits der typischen Superhelden aus dem Hause Marvel beziehungsweise Panini Comics mal Lust auf ein ungewöhnliches Teenie-Abenteuer hat, der ist hier genau an der richtigen Adresse und bekommt für seine – stolzen – 39 EUR einen überdimensionalen Wälzer von einem Comic, der dennoch kurzweilig ist.

Trailer

Inhalt

Die Runaways sind Marvels neueste TV-Helden!

Die Jugendlichen Alex, Karolina, Gert, Chase, Molly und Nico finden heraus, dass ihre Eltern Superschurken sind, die ihre Ziele mit Gewalt, Magie und Technologie verfolgen. Als die Kids abhauen, haben sie viele Verfolger: Ihre fiesen Eltern, korrupte Polizisten, und sogar die Superhelden Cloak und Dagger …

(Quelle: Panini Comics)

Autor

Brian K. Vaughan
ist ein US-amerikanischer Comic- und Fernsehautor, der durch seine Arbeiten für die Verlage Marvel Comics und DC Comics sowie an den Fernsehserien Lost und Under the Dome bekannt geworden ist.

Während eines Filmstudiums an der New York University knüpfte er über einen Workshop Kontakte zur Comic-Industrie und konnte seine ersten Geschichten bei Marvel veröffentlichen. In den folgenden Jahren schrieb er für einige der bekanntesten Serien der Verlage Marvel und DC wie X-Men, Spider-Man, Batman und Green Lantern. Ab dem Jahr 2002 konzentrierte Vaughn sich auf abgeschlossene Geschichten mit eigenen Figuren wie Ex Machina, Y: The Last Man und die Graphic Novel Die Löwen von Bagdad, die auf dem DC-Imprints Vertigo und Wildstorm erschienen. Für diese Arbeiten erhielt er in den Folgejahren mehrmals den renommierten Eisner Award.

2006 zog Vaughn nach Los Angeles, um sich geplanten – aber bisher nicht realisierten – Filmadaptionen seiner Comicwerke Ex Machina und Y – The Last Man für New Line Cinema zu widmen. Da der Drehbuchautor und Produzent Damon Lindelof von seinen Veröffentlichungen beeindruckt war, bot sich Vaughn die Chance zur Mitarbeit an der erfolgreichen Fernsehserie Lost. In den Jahren 2007 bis 2009 fungierte er von der dritten bis zur fünften Staffel als Ko-Autor und Ko-Produzent.

2011 wählte Steven Spielberg Brian K. Vaughan aus, den Roman Die Arena von Stephen King als Fernsehserie zu adaptieren. In der ab September 2013 unter dem Originaltitel Under the Dome im deutschsprachigen Raum ausgestrahlten Serie ist Vaughn als Drehbuchautor, Showrunner und Executive Producer tätig. 2012 wandte er sich auch wieder den Comics zu. Für den Independent-Verlag Image Comics schuf er zusammen mit der kanadischen Zeichnerin Fiona Staples die Science-Fiction-Serie Saga, für die er erneut Preise wie den Eisner Award sowie den Hugo Award Best Graphic Story für eine Geschichte in gezeichneter Form erhielt.

(Quelle: Wikipedia)

Brian K. Vaughan – Image Comics

Details

Format: Softcover
Vö-Datum: 10.04.2018
Originalausgaben: Runaways 1-18
Seitenzahl: 436
Sprache: Deutsch
Verlagshomepage: Panini Verlag

Copyright Cover: Panini Verlag



Über den Autor

Fabian
"Du lächelst wie jemand, der keine Ahnung hat, wozu ein Lächeln überhaupt gut ist." (Das kleine, blaue, geflügelte Einhorn Happy, in: Happy!)