Romina Russell – Zodiac

Zwischen den ganzen trendigen Dystopien in der Jugendromanliteratur fällt es manchmal schwer, etwas Frisches, Neues zu entdecken. Einen wirklich ungewöhnlichen Ansatz aus einer Kombination von Science-Fiction und Fantasy wählte sich die amerikanische Autorin Romina Russell für „Zodiac“, den ersten Band einer Trilogie, die sich überwiegend an ein jugendliches Publikum wendet.

Protagonistin ist die 16-jährige Rhoma Grace, genannt Rho. Rho lebt in einer äußerst technisierten Welt, in der es Menschen vor unzähligen Zeiten vermochten, von der Erde in ein anderes Sonnensystem zu wandern. Dort, um den neuen Stern Helios zentriert, bildeten sich 12 „Sternbilder“, die nach den zwölf Tierkreiszeichen benannt wurden und die fortan die Heimat der Menschen bilden sollten. Dabei von „Sternbildern“ zu sprechen, wie es auch die Autorin teilweise formuliert, ist allerdings etwas irritierend, denn meist handelt es sich schlicht um Planeten mit Monden, die bevölkert wurden.

Aber zurück zu Rho, die als ganz normale Schülerin vor ganz normalen Problemen steht – also fast zumindest. Sie ist durch eine Prüfung gefallen. Der Nachholtermin für das Fach „Sternendeutung“ steht an und soll darüber entscheiden, ob sie weiter zur Sternendeuterin ausgebildet werden kann. Dieser von Mystik geprägte, hoch angesehene Beruf bildet die Basis aller zum Teil sehr unterschiedlich ausgeprägten Herrschaftssysteme in „Zodiac“. Rho sieht ihre Chancen jedoch eher schlecht, denn wieder sieht sie das dunkle Omen, das vor ihr kein anderer Sterndeuter entdecken konnte. Als es kurze Zeit später jedoch tatsächlich zur Katastrophe kommt, die den Planeten Krebs beinahe vollständig zerstören wird, scheint das junge Mädchen die einzige verbleibende Hoffnung zu sein.

So kommt es, dass Rho zur „Heiligen Mutter“, also zur obersten Sterndeuterin von Krebs ernannt wird. Ob sie diese Rolle, trotz Selbstzweifel tatsächlich ausfüllen kann, muss die Zeit zeigen. Von der hat sie allerdings nicht besonders viel … und dann sind da auch noch zwei junge Männer, die sich ständig in ihre Gedanken schleichen.

Ja, damit ist schon klar: Es gibt natürlich wieder ein Liebesdreieck. Allerdings, und das ist die erste gute Nachricht, beschränkt sich das „einander umschwirren“ auf ein erträgliches Maß. Zum anderen – und das ist die noch bessere Nachricht! – hat Russell darüber hinaus ein dermaßen komplexes Gebilde geschaffen, dass ihre Figuren öfter in den Hintergrund treten.

Autorin Romina Russell (Copyright: Romina Russell)

Gesellschaft, Wissenschaft, Sterndeutung. Drei große, für die Geschichte wichtige Stränge, welche allein schon für ein gutes Maß an Komplexität sorgen könnten, werden hier allerdings dadurch verkompliziert, dass es alles in ein Dutzend Varianten gibt. Da die zwölf Häuser äußerst stereotyp gestaltet sind, erhalten alle beispielsweise ein eigenes Kommunikationsgerät. Daraus entsteht zwangsläufig ein mittelschweres sprachliches Chaos, dessen Mehrwert nicht so recht ersichtlich ist. Auf der anderen Seite zeigt sich hier natürlich, mit welcher Fantasie und Sorgfalt Russell an die Arbeit gegangen ist. Vermutlich ist es also eine Typsache, ob das blumige Beiwerk dem Leser gefällt.

Abgesehen davon überzeugt „Zodiac“ insgesamt mit einer wirklich gut inszenierten Geschichte, die mit überraschenden Wendungen aufwartet. Unterm Strich gelingt dieser Trilogieauftakt daher. Nur bei der Detaildichte hat sich die engagierte Autorin vielleicht etwas vergaloppiert, aber das kann sich im zweiten Teil ja noch verwachsen.
Sci-Fi- und Fantasyfans kommen hier auf ihre Kosten!