Review

„Es geht um echte, lebende Gargoyles … in Paris … um 1890. Und sie beschützen die Menschen. Oder irgendwie so ähnlich.“
Mit diesen Worten beschrieb die Amerikanerin Page Morgan ihrem Agenten Ted Malawer die noch unausgereiften Grundideen zu ihrem Debütroman „Grotesque“, zu dem sie durch eine alte Schwarz-Weiß-Fotografie von Notre Dame inspiriert wurde.
Glücklicherweise fing besagter Agent Feuer und schon bald fand das Erstwerk in der Heimat der Autorin großen Anklang. Der Heyne Verlag bringt die Pariser Gargoyles nun auch den deutschen Lesern näher, denn „Grotesque“ liegt inzwischen seit August als Paperback-Ausgabe und in einer Übersetzung von Kirsten Borchardt  in den Buchläden aus.

Und in der Tat hat Morgan mit fantastischen Elementen und Wesen wie ihren Gargoyles rein thematisch einen Volltreffer gelandet, denn auch wenn das Motiv an sich nicht wirklich neu ist, so wird es momentan im Fantasybereich doch stark vernachlässigt bzw. von Vampiren, Werwölfen und Co. verdrängt und wirkt daher entsprechend frisch.
Über Morgans Zusätze in Form von Dämonen und Engeln lässt sich hingegen streiten, hätte die Autorin ohne sie doch weitaus eigenständiger bleiben können, nichtsdestotrotz werden auch diese Elemente gelungen in die Gesamthandlung verwoben, sodass eine in sich stimmige Geschichte entsteht.

Diese hält immer wieder einige überraschende Wendungen parat, die neuen Schwung in den Roman bringen, während Page Morgan durch geheimnisvolle Elemente bereits recht früh Spannung aufbaut und diese bis zum offenen Ende hin aufrechterhält.

Offenes Ende? Offenes Ende! Durch einen gelungenen Cliffhanger wird eine Fortsetzung angekündigt, was sicherlich nicht allen Lesern gleichermaßen gefallen wird, mich persönlich jedoch neugierig auf mehr gemacht hat.

Page Morgan (Copyright: Erin Castor)

Page Morgan (Copyright: Erin Castor)

Dies liegt insbesondere an der historischen Kulisse des Romans. Die hat Page Morgan durchaus gut und atmosphärisch ausgearbeitet, leider geht die Autorin diesbezüglich aber nicht konsequent genug vor. So wirkt das späte 19. Jahrhundert an einigen Stellen derart selbstverständlich, dass man beinahe vergisst, sich in dieser Epoche zu befinden. Liegen kann dies unter anderem daran, dass der Leser rein sprachlich kaum in die Zeit um 1899 versetzt wird. Vielmehr verbindet die Autorin die heutige Jugendsprache (entsprechend der jungen Protagonisten und der Zielgruppe des Buches) mit historischem Flair, was nicht immer authentisch wirkt. So ist die Idee, den Plot im späten 19. Jahrhundert anzusiedeln, großartig, stimmungsvoll und zur Gargoyle-Thematik passend, Morgan verfolgt diesen Ansatz jedoch nicht auf allen Ebenen des Romans, sodass die hier beschriebene Ära oftmals durch eine beliebig andere Zeit ersetzt werden könnte. Immerhin passt diese sprachliche Stilistik zu den Figurenausarbeitungen, die im folgenden Band sicherlich an Substanz weiter gewinnen werden.

Mit „Grotesque“ liegt damit das Erstwerk einer vielversprechenden Autorin vor, die sich jedoch in ihren Fortsetzungsbänden noch steigern kann und sollte. Da die Idee und die bisherige Umsetzung schon jetzt solide zu gefallen wissen, darf man gespannt auf das Kommende sein.

Inhalt

Zwei Welten, ein Schicksal und eine grenzenlose Liebe

Düster und abweisend wirkt die alte Abtei, die in Paris das neue Zuhause der siebzehnjährigen Ingrid und ihrer Familie werden soll. So abweisend wie der attraktive Diener Luc, der Ingrid lieber heute als morgen wieder los wäre. Doch dann ist es ausgerechnet Luc, der Ingrid aus einer brenzligen Situation rettet. Es könnte der Beginn einer einzigartigen Liebesgeschichte sein, wäre da nicht Lucs ebenso dunkles wie magisches Geheimnis …

(Quelle: Heyne Verlag)

Autorin

Eine alte Schwarz-Weiß-Fotografie inspirierte Page Morgan zum Schreiben ihres ersten Romans „Grotesque“, der in den USA sofort die Herzen der Leser eroberte.
Die Autorin lebt mit ihrem Mann und den gemeinsamen drei Kindern in New England.

(Quelle: Heyne Verlag)

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Details

Format: Paperback, Klappenbroschur
Vö-Datum: 11.08.2014
Seitenzahl: 464
ISBN: 978-3-453-31565-5
Sprache: Deutsch
Verlagshomepage: Heyne Verlag

Copyright Cover: Heyne Verlag



Über den Autor

Conny
"Das Durchschnittliche gibt der Welt ihren Bestand, das Außergewöhnliche ihren Wert." - Oscar Wilde