Review
Der alte Mann und die Rache
Mit dem zweiten und finalen Sonderband „Old Man Hawkeye 2 (von 2): Das Vermächtnis“ (zuvor: „Old Man Hawkeye 1 (von 2): Auge um Auge“) entführt uns Autor Ethan Sacks erneut in die düstere und postapokalyptische Welt des früheren Helden und Avengers Clint Barton alias Hawkeye.
Dessen Geschichte ist im gleichen Universum angesiedelt, wie der Klassiker „Wolverine: Old Man Logan“ rund um einen verwitterten Logan, der in einer verwüsteten Welt leben muss, und ist dieser sogar noch vorgelagert.
Old Man on a mission
Ein verzweifelter, angegrauter, abgehalfterter und fast erblindeter Ex-Meisterschütze Clint Barton befindet sich auf seinem blutigen Rachefeldzug. Sein Ziel sind insbesondere seine früheren Verbündeten und ehemaligen Thunderbolts-Teamkollegen.
Zu Beginn der Ausgabe katapultiert uns Ethan Sacks weit in die Vergangenheit: Der wortwörtliche Heldenfall.
Ein brutaler Angriff unter der Führung der Superschurken Baron Zemo und Magneto sowie tragische Verluste treffen die Avengers. Selbst die mächtigsten Helden der Erde sind dieser rücksichtslosen Attacke nicht gewachsen und fallen. Den größten Verrat begehen jedoch die Thunderbolts, die ihren Anführer Clint Barton im Stich lassen und den Avengers in der Stunde der Not die Klinge in den Rücken stoßen.
45 Jahre später streift ein desillusionierter Hawkeye durch karge Ödnis, um die Verräter zur Strecke zu bringen. Barton scheint indes vergessen zu haben, was es heißt, ein wahrer Held zu sein. Gut, dass seine alte Freundin Hawkeye Kate Bishop an seiner Seite ist, um ihn daran zu erinnern.
Die Jäger sind allerdings auch nach wie vor in der Rolle der Gejagten. Denn der skrupellose und mächtige Cyber-Marshal Bullseye ist ihnen auf den Fersen. Der ist wiederum fest entschlossen, seine Befriedigung in der Ermordung des letzten der Helden zu finden.
Bewertung
Die Künstler rund um den Zeichner Marco Checchetto schaffen es auch in dem vorliegenden Nachfolgeband eine wunderbar düstere, postapokalyptische Stimmung mit ausgezeichneten Figuren auf die Seiten zu zaubern. In dieser Hinsicht muss der alte Hawkeye den Vergleich mit dem noch älteren Logan, dem großen Vorbild, nicht scheuen.
Und auch das Storytelling kann sich bis zum Ende sehen lassen. Autor Ethan Sacks bringt die Vorgeschichte zum Klassiker von Mark Millar und Steve McNiven zu einem würdigen und ausgesprochen lesenswerten Ende. Ein vielschichtiger und in die Jahre gekommener Clint Barton, der strauchelt, fällt und sich wieder aufrichtet. Hier und da gewinnt man zwar den Eindruck, dass der erbarmungslose Rachefeldzug noch packender und intensiver und die Gefühlslage des Helden noch intimer hätten ausgearbeitet sein können. Andererseits war es aber womöglich genau Sacks‘ Konzept, seine Story – in einer heldenfreien und völlig zerstörten Welt – nicht mit epischem Heldenpathos zu überfrachten, sondern vielmehr eine geerdete Geschichte, voll von Zwischentönen, zu erzählen.
Für mich hat der Trip durch die postapokalyptische Wüste und Eiszeit jedenfalls bestens funktioniert.
Fazit
Auch im Gesamtwerk ist die Geschichte um den alten, halbblinden Bogenschützen Hawkeye eine runde Rache-Odyssee in einer postapokalyptischen Zukunft, die Fans des großen Vorbildes zufriedenstellen sollte, aber auch für Neueinsteiger oder Gelegenheitsleser geeignet ist.
Eine düstere Lektüre, die bei der Konkurrenz von DC ganz gewiss den Stempel des Black Labels verpasst bekommen hätte. Tolle Künstler, die eine eigenständige Geschichte, unabhängig von den übrigen Ereignissen des Marvel-Universums erzählen.
Inhalt
In der postapokalyptischen Zukunft, in der es keine Helden mehr gibt, befindet sich Hawkeye auf einer Rachemission. Doch auch Kate Bishop, Bullseye, Red Skull, Winter Soldier und die Thunderbolts spielen eine Rolle im Abschlussband dieser Geschichte aus der rauen Welt von OLD MAN LOGAN.
(Quelle Panini Comics)
Autor
Ethan Sacks
schreibt seit mehr als zwanzig Jahren als Journalist für die New York Daily News über Filme, Fernsehen, Comics und die Geek-Kultur. Außerdem war er Teil eines Teams, das 2009 über die Notwasserlandung eines Airbus und das sogenannte “Wunder vom Hudson” berichtete, wofür er und seine Kollegen Preise von der Society of Silurians und dem New York Press Club erhielten. Eine Zeit lang war er sogar für die amerikanische Comic-Fachzeitschrift Wizard tätig, aktuell schreibt er noch für RealClearLife. Er porträtierte schon viele Hollywoodstars und startete ein wohltätiges Filmvorführprogramm für Kinder, das durch Auftritte von Marvel-Schauspielern wie Chris Pratt, Paul Rudd, Chris Evans und Robert Downey Jr. unterstützt wird. Mit seiner Story über Spider-Woman, J. Jonah Jameson und Kraven in SECRET EMPIRE SONDERBAND 3 feierte Sacks sein Debüt als Comic-Autor. Als Nächstes wird er sich dem gealterten Star-Lord der Zukunft widmen.
(Quelle: Old Man Hawkeye 2 (von 2): Das Vermächtnis, Panini Comics)
Details
Format: Softcover
Vö-Datum: 16.04.2019
Originalausgaben: Old Man Hawkeye 7-12
Seitenzahl: 132
Sprache: Deutsch
Verlagshomepage: Panini Verlag
Copyright Cover: Panini Verlag
Über den Autor
