Review

Ein legendärer Krieger und König

Mit „Mythen der Antike: Theseus und der Minotauros“ nehmen wir uns wieder einmal ein Album aus dem Splitter Verlag zur griechischen Mythologie zur Brust (zuvor: „Die Ilias“, „Jason und das Goldene Vlies“, „Ödipus“, „Perseus und Medusa“ und „König Midas“). Nachdem in der letzten Besprechung also ein bemitleidenswerter Mensch und König im Fokus stand, ist es diesmal wieder ein typischer strahlender Held – freilich vollzieht sich jedoch auch dieses Drama nicht ohne eine ausgewachsene griechische Tragödie.

Luc Ferry und Clotilde Bruneau beginnen in den Kindertagen des Theseus, in welchen er noch zu seinem großen Idol Herakles (ebenfalls bei Splitter: „Mythen der Antike: Herakles“) aufblickte, folgen der Heldenreise und dem Sieg über zahlreiche Monster und enden schließlich mit einer erbarmungslosen familiären Tragödie.

Das Glück war ihm nicht hold

Wer die Splitter-Alben-Reihe über große Epen, mächtige Götter, phantastische Ungeheuer und außergewöhnliche Helden ganz oder auch nur teilweise verfolgt, der weiß mittlerweile über das Ausmaß der griechischen Tragödien und der tragischen Helden hinreichend Bescheid. Die griechische Mythologie ist eben nicht nur ein unerschöpflicher Quell wundervoller und aufregender Abenteuer, sondern auch voller verzweifelter und tragischer Helden.

Leseprobe aus „Mythen der Antike: Theseus und der Minotauros“. (Copyright: Splitter Verlag)

Mit Theseus ist dies nicht anders: Auf die Heldentaten, die dieser als junger Mann vollbringt, beispielsweise der Sieg über den Marathonischen Stier und vor allem den titelgebenden Triumph über den Minotaurus, folgt das Unglück im Alter als König. So verliert der Held der Athener nicht nur seinen Sohn, sondern auch seine Gattin aufgrund eines tragischen Ereignisses. Der große Held ist dabei vollkommen ohnmächtig; ohnmächtig angesichts des Willens der Götter. Dieses philosophische und kulturelle Leitbild ist uns in den vorherigen Titeln bereits begegnet und steht auch hier im Fokus der Geschichte.

Der Titel dieser Geschichte ist mit „und der Minotauros“ sicherlich ein wenig trügerisch. So nimmt der Kampf gegen das mächtige und imposante Ungeheuer gerade einmal 4 von 48 Seiten ein und scheint dem Helden innerhalb dieser Spanne auch keine allzu große Mühe abzuverlangen. Die kriegerischen Auseinandersetzungen sind – auch hier – nicht eben spektakulär und gefühlt eher notwendiges erzählerisches Beiwerk.

Die Zeichnungen von Mauro de Luca ordnen sich meines Erachtens im Mittelfeld der bisherigen Veröffentlichungen ein; will sagen: „Mythen der Antike: Theseus und der Minotauros“ ist ansprechend visuell in Szene gesetzt, aber nicht herausragend.

Fazit

„Mythen der Antike: Die Ilias“ bleibt bislang das Schmuckstück der Reihe um die griechische Mythologie, doch auch mit diesem Band dürfte es Ferry und Bruneau wieder gelingen, gerade ein jüngeres Publikum für den klassischen Stoff zu begeistern.


Mythen der Antike: Theseus und der Minotaurus (Graphic Novel)

Inhalt

In Troizen erfährt der junge, schöne und kluge Theseus, dass er nicht nur Sohn des Gottes Poseidon ist, sondern auch des Ägeus, des Herrschers von Athen. Auf dem Weg in die Stadt triumphiert er über zahlreiche Monster, und schon bald eilt ihm ein heldenhafter Ruf voraus. Als Theseus endlich seinen Vater trifft, muss er jedoch erfahren, dass dieser Opfer einer grauenhaften Erpressung ist: Alle neun Jahre fordert Minos, König von Kreta, ein Opfer von sieben jungen Männern und Frauen, um sie dem Minotaurus im Herzen des Labyrinths vorzuwerfen. Theseus beschließt, der Bestie entgegenzutreten, um dem Schrecken ein Ende zu setzen. Seine bisher größte Herausforderung erwartet ihn …

(Quelle: Splitter Verlag)

Details

Format: Hardcover
Veröffentlichung: 18.12.2020
Seitenzahl: 56
ISBN: 978-3-95839-293-9
Sprache: Deutsch
Verlagshomepage: Splitter Verlag

Copyright Cover: Splitter Verlag



Über den Autor

Fabian
"Du lächelst wie jemand, der keine Ahnung hat, wozu ein Lächeln überhaupt gut ist." (Das kleine, blaue, geflügelte Einhorn Happy, in: Happy!)