Review

Wenn es einer schafft, mit unmenschlichen Themen und ausdrucksstarken Zeichnungen einer Story all ihre positiven Emotionen zu rauben, dann ist es Masasumi Kakizaki. Mit seinem siebten Werk „Green Blood“ reist er nun in die Vergangenheit. Handlungsort: Amerika im Jahre 1865.

Und genau zu dieser Zeit und in gegebener Umgebung müssen sich die beiden Brüder Brad und Luke Burns durchschlagen. Ausgerechnet in den Five Points sind sie gelandet, das wohl alle Klischees eines Slums, angefangen von Prostitution bis hin zu hemmungsloser Gewalt, bedient. Luke geht einer anstrengenden Arbeit nach, während sein Bruder Brad als Auftragskiller für die Gang „Grave Digger“ nachts unterwegs ist.

Die eben erwähnte sowie auch andere Banden regieren insgeheim den Ort, während die Gesellschaft unter korrupter Justiz und apathischen Bewohnern leidet. Je öfter dieses Thema ins Detail geht, desto mehr erinnert „Green Blood“ an den Film „Gangs of New York“ mit Leonardo DiCaprio. Auch dort wurden die Masseneinwanderung und die Rivalitäten unter den Banden um die Kontrolle der Viertel zum Ausdruck gebracht.

Nach den ersten farbigen (obwohl sich mit der Farbpalette zurückgehalten wird) Seiten bekommt man direkt einen kurzen geschichtlichen Hintergrund, um den Plot in die zeitliche Situation einzuordnen zu können. Das Ganze wird nicht allzu vertieft und geht dann direkt flüssig in die Handlung über.

Die Augen dürfen sich bei „Green Blood“ auf ein visuelles Fest gefasst machen. Wie bereits schon angeschnitten, bräuchten Kakizakis realistische Zeichnungen eigentlich gar keine Sprechblasen, da sie allein schon so viel über die Szenen preisgeben. Der Autor pflegt einen düsteren, emotionsarmen Stil, der dem Manga nicht nur an den actionreichen Stellen, sondern auch an den alltäglichen Szenen der Charaktere zugutekommt. Auch die detailreichen Hintergründe können punkten, genauso die Details wie beispielsweise an Kleidung oder an Waffen.

Masasumi Kakizaki spielt in seinen Zeichnungen außerdem viel mit Licht und Schatten, um eine gewisse Atmosphäre zu erzeugen. Mit den gleichen Effekten hantierte er bereits in seinem Werk „Dark Hideout“, welches hauptsächlich von dieser Technik profitierte.

Genauso hemmungslos wird die Gewalt dargestellt, obwohl sich diese vom Trash-Faktor distanziert.
Gleichzeitig füllt nach wichtigen Handlungen eine Art Porträt-Panel eine Seite ohne jeglichen Dialog. Dies führt immer zu einem inneren Abschluss für den Leser.

Etwas anderes, was die Zeichnungen ausmacht, ist die Darstellung der Protagonisten und Nebencharaktere. Durch die individuelle Gestaltung kann man bereits beim Anblick den Charakter der Person erahnen. Außerdem wirken die Figuren in „Green Blood“ dadurch einprägsamer und werden nicht so schnell vergessen.

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Spoiler

Das einzige, was mich persönlich an „Green Blood“ gestört hat, ist, dass der Grund, wieso Brad seinen Vater umbringen will, nicht aufgeklärt wird. Das soll sich natürlich im Laufe der Serie ergeben, aber dadurch hätte man noch mehr Bezug zu den Hauptpersonen bekommen.
Weiterhin ist es etwas fragwürdig, warum er einem Privatdetektiv regelmäßig 10 Dollar zahlt, um diesen zu finden. Wie kann er sicher sein, dass der überhaupt sucht? Ich meine, die Stadt ist voller Saloons und leichter Mädchen. Ohne Brads Wissen könnte der Detektiv doch unbemerkt, nun ja, seine „Spesenliste“ erweitern.

Dieser Manga hat vielleicht nicht die bahnbrechende Story, kommt aber durch das Beruhen auf wahren Fakten und nicht etwa durch ein Abdriften in den Fantasy-Bereich äußerst glaubwürdig rüber. Gepaart mit den nüchternen Zeichnungen weist „Green Blood“ durchaus Authentizität auf. Ältere Leser dürfen sich von dem „harmlosen“ Cover nicht täuschen lassen, im Inneren des Mangas verbirgt sich mehr als nur eine retro Assassinenstory. Gleichsam lässt die realitätsnahe Darstellung einen an der einen oder anderen Stelle schlucken.

Handlung

Das Ende des Bürgerkriegs ist gleichzeitig der Beginn der industriellen Revolution in den USA. Einwanderer aus aller Welt strömen auf den neuen Kontinent in der Hoffnung, ihren Amerikanischen Traum zu finden. Doch die meisten erwarten nur Armut und Diskriminierung …
Die Five Points in New York werden als der schlimmste Slum der Welt bezeichnet. Raub, Prostitution und Mord sind an der Tagesordnung. Luke Burns tut sein Bestes, in dieser Hölle zu überleben. Sein älterer Bruder Brad ist ein berüchtigter Auftragskiller der größten Gang, der „Grave Diggers“, was er vor Luke aber geheim hält.
Irgendwann geraten die Bandenkämpfe außer Kontrolle …

(Quelle: Carlsen Verlag)

Autor

Manga Autor Masasumi Kakizaki wurde am 18.Mai 1978 in Mombetsu, Hokkaido, Japan geboren.

Details

Format: Taschenbuch
Veröffentlichung: 25.11.2014
Seitenzahl: 200
ISBN: 978-3-551-77575-7
Sprache: Deutsch
Verlagshomepage: Carlsen Verlag

Copyright Cover: Carlsen Verlag



Über den Autor

Christopher