Review

Avengers vs. X-Men

Vor rund zehn Jahren kam es im Marvel-Kosmos zu einem verheerenden Konflikt zwischen den ruhmreichen Avengers und den machtbegabten X-Men. Trotz der bisher desaströsen Erfahrungen mit der finsteren Phoenix-Kraft wollten Cyclops, Namor und einige andere X-Men diese brachiale Naturgewalt für ihre Interessen kontrollieren und einsetzen.
Auf der anderen Seite standen insbesondere Captain Americas Rächer. Aufgrund dieser verhängnisvollen Konfrontation sollte Charles Xaviers Traum von einem friedlichen Zusammenleben zwischen Menschen und Mutanten einstweilen zu Grabe getragen werden – ebenso wie Professor X höchstselbst.

Doch aus der Asche dieser verwüstenden Auseinandersetzung sollte nunmehr nicht die kosmische Phoenix-Kraft, sondern die Avengers Unity Squad emporsteigen – auch genannt die Uncanny Avengers. Wie die Firmierung der Einsatztruppe schon verrät, ist sie ein Bündnis zwischen den mächtigsten Helden der Welt, den Rächern und den Uncanny X-Men. Deren erste Mission erscheint nunmehr mit „Marvel Must-Have: Uncanny Avengers – Der rote Schatten“ in einer Hardcover-Neuauflage.

Federführender Kopf des Projekts war dabei das künstlerische Duo aus dem großartigen Autor Rick Remender sowie dem erfahrenen Marvel-Zeichner John Cassaday. Die Grundgedanken dieser ersten Kapitel der Serie wurden später wieder aufgegriffen, als es gar zu einem Zusammenschluss von Menschen, Mutanten und Inhumans kam („Uncanny Avengers 3“).

Avengers Unity Squad

Die Welt leidet noch unter den erheblichen und verheerenden Nachwirkungen des Konflikts zwischen den mächtigsten Helden der Welt: „Avengers vs. X-Men“.

Angehörige und Freunde starben, Blut wurde vergossen und die Spaltung der (US-)Gesellschaft ist tiefer als je zuvor.
In diese vergiftete Gemengelage treibt ein Schurke einen weiteren Keil, der besonders gern von der Feindseligkeit und Fremdenfeindlichkeit der Menschen zehrt: Der propagierende und anstachelnde Red Skull. Nach dessen Dafürhalten sollen die Mutanten ein für alle Mal ausgelöscht werden.

Steve Rogers erkennt die Zeichen der Zeit und insbesondere die Furcht, die Spaltung und den Hass in der Gesellschaft. Der Patriot will alles dafür tun, um den Frieden zu bewahren. Und so hat er nach dem jüngsten Kampf gegen die X-Men eine unkonventionelle Idee. Eine neue Einsatztruppe soll das Vertrauen der Bevölkerung in die Helden wieder zurückbringen. Ausgerechnet unter der Führung von Cyclops‘ Bruder Havok Alexander Summers soll das Team aus Cap, Thor, Wanda Maximoff, Rogue und Wolverine für Gerechtigkeit und freiheitliche Grundwerte einstehen.

Probleme der Gegenwart und Zukunft

Der Auftakt dieser neuen Heldentruppe ist nicht nur eine konsequent weitergesponnene Fortsetzung des einschneidenden Blockbuster-Events, sondern auch ein messerscharfer Kommentar Rick Remenders zum politischen und gesellschaftlichen Klima in den Vereinigten Staaten. Der Könner Remender legt den Finger tief in die Wunde und verhandelt wesentliche Themen wie Fremdenfeindlichkeit, Rassismus und Rechtsextremismus. Und womöglich sind die zivilgesellschaftlichen Probleme und Herausforderungen heute noch weit größer, als sie es seinerzeit ohnehin schon waren.

Leseprobe aus „Marvel Must-Have: Uncanny Avengers – Der rote Schatten“. (Copyright: Panini Comics)

So kommt es nicht von ungefähr, dass Remender sich hinsichtlich des Schurken für den (klassischen) Red Skull entscheidet. Immerhin wurden die USA bis in die jüngste Vergangenheit noch von einem rotköpfigen, hasserfüllten und bockigen Präsidenten angeführt. Die Darstellung des Antagonisten ist bewusst „extrem“ gewählt. Die Figur wird zu ihren nationalsozialistischen und hasserfüllten Wurzeln zurückversetzt. Und als Ober-Nazi wünscht sich der Skull hier nichts weniger als die Ausmerzung der mutantischen Bevölkerung.

Die dringende Notwendigkeit dieser neuen Avengers-Einsatztruppe, die aus Menschen und auch aus Mutanten besteht, erschließt sich der Leserschaft unmittelbar – sie fungiert hier beispielhaft als der Widerstand aller billig und gerecht Denkenden gegen die Saat der Zerstörung.

Die erste Mission der Avengers Unity Squad setzt ein Ausrufungszeichen und wird von John Cassaday sowie abschließend von Olivier Coipel überaus ansprechend in Szene gesetzt. Cassaday misslingt womöglich die eine oder andere Visage eines Helden/einer Heldin; im Übrigen bietet das Artwork indessen keinen Spielraum für Beanstandungen.

Fazit

In „Marvel Must-Have: Uncanny Avengers – Der rote Schatten“ sieht die Leserschaft eine neue Einigkeit zwischen Avengers und X-Men. Die Fortsetzung zu „AvX“ und der Beginn der Ära „Marvel NOW!“ waren gleichermaßen konsequent wie politisch und gesellschaftlich aktuell und brisant.


Marvel Must-Have: Uncanny Avengers – Der rote Schatten

Inhalt

Die erste Mission der Avengers Unity Squad! 

Die Kluft zwischen Menschen und Mutanten ist riesig. Ein neues Team aus Avengers und X-Men soll zeigen, dass sie zusammenarbeiten können. Der erste Gegner von Havoc, Captain America, Thor, Wanda, Rogue und Wolverine? Red Skull, der so mächtig ist wie nie zuvor.

(Quelle: Panini Comics)

Autor

Rick Remender
ist ein amerikanischer Comiczeichner und Künstler. Er wurde am 6. Februar 1973 geboren und lebt derzeit in Los Angeles, Kalifornien. Am Anfang seiner Karriere arbeitete Remender im Animationsbereich und war u.a. an Filmen wie Der Gigant aus dem All, Anastasia und Die Abenteuer von Rocky und Bullwinkle beteiligt. Zwischen 2000 und 2003 unterrichte er an der Acacemy of Art University Comics, Animation und Storyboarding. Im April 2009 unterzeichnete Remender einen Exklusivvertrag mit Marvel. 2010 begann er die Arbeit an seinem neuen Titel Uncanny X-Force.

(Quelle: Cross Cult)

Rick Remender – Homepage | Rick Remender – Twitter

Details

Format: Hardcover
Vö-Datum: 25.01.2022
Originalausgaben: Uncanny Avengers 1-5
Seitenzahl: 132
Sprache: Deutsch
Verlagshomepage: Panini Verlag

Copyright Cover: Panini Verlag



Über den Autor

Fabian
"Du lächelst wie jemand, der keine Ahnung hat, wozu ein Lächeln überhaupt gut ist." (Das kleine, blaue, geflügelte Einhorn Happy, in: Happy!)