Review
Die Hunde des Krieges
Der Amerikanische Unabhängigkeitskrieg wütet. Der Rebellen sehen sich einer scheinbar unbesiegbaren britischen Kolonialmacht, insbesondere in Gestalt der Royal Navy gegenüber.
Im Angesicht der drohenden Niederlage greifen die Kolonisten zu okkulten Maßnahmen. Drei Bluthunde – oder besser gesagt Werwölfe – sollen die HMS Havoc, ein ehrfurchtgebietendes Kriegsschiff der Engländer, terrorisieren, um die Moral des Feindes zu brechen. An Bord kommt es fortan zu nächtlichem Gemetzel.
Und nach einiger Zeit wirkt die Havoc weniger wie ein stolzes Kriegsschiff und vielmehr wie das Floß des Fährmanns.
Seemannsgarn
Unter dem Sub-Label Hill House Comics erscheinen bei DC Comics – genauer gesagt unter dem Vertigo-Nachfolger Black Label – seit einiger Zeit Horrorcomics für eine erwachsene Leserschaft. Die entsprechenden Titel stammen dabei mitunter von Schirmherr Joe Hill selbst, ganz überwiegend jedoch von Genre-affinen Mitstreiterinnen und Mitstreitern (zuletzt etwa: „Joe Hill: Ein Kühlschrank voller Köpfe“; „Joe Hill: Schiff der lebenden Toten“).
Der Sammelband „Joe Hill: Sea Dogs – Blutige Wellen“ stammt nun mal wieder von Hill höchstselbst, der hier besonders mystisches und blutrünstiges Seemannsgarn ersonnen hat.
Ursprünglich wurde die vorliegende Geschichte häppchenweise (etwa 2 Seiten pro Kapitel) in vorherigen US-Ausgaben der Hill House Comics als Annex veröffentlicht. Wir erhalten diese Fortsetzungsstory nun unmittelbar in gebündelter Form. So erklären sich der Leserschaft auch die permanenten „Was als Letztes geschah“-Einleitungen, obwohl wir das „Letzte“ soeben erst gelesen haben. Die Ausgabe verströmt aufgrund ihrer Machart naturgemäß den Charme klassischer „Comic Strips“ aus Zeitungen und Magazinen.
So sporadisch und episodenhaft der ursprüngliche Veröffentlichungsmodus war, so verhält es sich indessen auch mit der Geschichte. Durch die überaus knappen Kapitel kommt die Story vor allem kurzweilig und zugespitzt daher. Komplexe Hintergründe oder Backstorys der einzelnen Charaktere wollen hier nicht ergründet werden. Joe Hill liefert vielmehr seine eigene fiktionale Begründung dafür, wie der vermeintlich aussichtslose Kampf des amerikanischen Widerstands gegen die britische Großmacht schließlich gelingen konnte. Die Teilnahme der drei barbarischen Werwölfe dürfte historisch freilich nicht verbrieft sein.
Visuell und atmosphärisch ist der Comic, in Szene gesetzt von Dan McDaid, ein wahrer Augenschmaus. Vor allem die kraftvollen Chimären aus Hund und Mensch gelingen dem Zeichner eindrucksvoll. Und die drastische und kompromisslose Brutalität und Gewalt wird so inszeniert, dass diese ohne Weiteres kampfgeistbrechendes Potenzial hat.
Fazit
Ein atmosphärisch dichter und bluttriefender Horror-Happen für zwischendurch: Hier gibt es Lykanthropie inmitten des Amerikanischen Unabhängigkeitskrieges.
Joe Hill: Sea Dogs – Blutige Wellen
Inhalt
Werwölfe auf hoher See!
Der amerikanische Unabhängigkeitskrieg tobt – und es sieht nicht gut aus für die Kolonisten, die sich von der Krone lösen möchten. Denn die britische Kriegsmarine terrorisiert die amerikanischen Häfen und verhindert Nachschub. Da hat ein Geheimdienstoffizier der Aufständischen einen genialen Einfall: Er schleust drei Werwölfe an Bord der HMS Havoc, ein britisches Kriegsschiff, das Angst und Schrecken verbreitet. Die Werwölfe sollen die Briten das Fürchten lehren und die Moral der Truppe entscheidend schwächen …
(Quelle: Panini Comics)
Details
Format: Softcover
Vö-Datum: 31.01.2023
Seitenzahl: 100
Sprache: Deutsch
Verlagshomepage: Panini Verlag
Copyright Cover: Panini Verlag