Review

Schaut man sich das Cover der neuen Veröffentlichung namens „Nova & Quinton – True Love“ von Jessica Sorensen an, so vermutet man wahrscheinlich eine erotische Liebesgeschichte, wie sie derzeit in unüberschaubaren Massen den Buchmarkt überschwemmen.
Auch der Klappentext, berichtend von der jungen Protagonistin Nova Reed, die nach der geplatzten ersten großen Liebe überzeugt ist, für niemanden mehr derart intensiv zu empfinden, bis sie Quinton Carter begegnet, wahrt diesen Anschein.

Beginnt man dann jedoch mit dem Lesen des 400 Seiten umfassenden Buches, welches dem Genre New Adult zugeordnet wird, so weist bereits der Prolog in eine (fast vollkommen) andere Richtung.
Von harten Schicksalsschlägen ist die Rede, von Erinnerungen, die unauslöschlich in die Seele eingebrannt sind, und von Trauer, Schmerz und Hoffnungslosigkeit lässt uns die Protagonistin in Ich-Erzählperspektive wissen. Das macht betroffen und erzeugt binnen weniger Sekunden eine bedrückende, traurig-trostlose Atmosphäre.

Diese Stimmung hält die Amerikanerin Jessica Sorensen bis zum offenen und einen zweiten Teil der Buchreihe um „Nova & Quinton“ ankündigenden Ende aufrecht. Von einer „sexy, romantischen“ neuen Serie, die laut Verlag von Sorensen mit vorliegendem Buch begonnen wird, ist daher nicht viel zu spüren. Im Falle von „Nova & Quinton – True Love“ ist dies aber gut so, denn der Roman sticht eindrucksvoll und den Leser aufwühlend aus der Vielzahl an Publikationen heraus.

Um eine angemessene Rezension schreiben zu können, lässt es sich nicht vermeiden, im Folgenden den Inhalt des Werkes ein wenig detaillierter als im Klappentext angegeben, preiszugeben und damit leider hin und wieder zu spoilern, denn ohne einige Fakten zu kennen, lässt sich nicht veranschaulichen, was „Nova & Quinton“ beim Leser bewirkt. Wer partout keine weiteren inhaltlichen Angaben lesen möchte, klickt bitte nicht auf das „+“ beim als „Spoiler“ gekennzeichneten Textabschnitt.

Jessica Sorensen versetzt ihre Figuren in Situationen, die sowohl für die Charaktere als auch für die Leser zeitweise nur schwer zu ertragen sind.

Spoiler

Novas erste große Liebe Landon begeht Selbstmord. Sie findet ihn und versucht fortan mit diesem Erlebnis, der unbeantworteten Frage nach dem Warum und dem Gefühl des Versagens und Alleingelassenwerdens umzugehen und weiterzuleben. Dies gelingt ihr mehr schlecht als recht.
Quintons Leben verändert sich ebenfalls von einer Minute auf die andere, denn bei einem von ihm verschuldeten Autounfall verliert er seine Freundin und Cousine. Die Schuld am Tod jener geliebten Menschen lastet schwer auf ihm, mehr und mehr verliert er sich in einer trostlosen Welt, die von Drogen bestimmt ist, einzig aus dem Grund, um vergessen zu können.
Als Nova und Quinton durch Zufall aufeinandertreffen, verbindet sie ihr jeweiliges Leid genauso stark, wie es sie voneinander trennt.

Die unterschiedlichen Schicksalsschläge gewinnen im Verlauf des Romans mehr und mehr Konturen, zermürben dabei allerdings Figuren und Leser gleichermaßen, denn eindringlich und glaubhaft schildert Jessica Sorensen die psychischen und physischen Qualen, die damit einhergehen.

Entsprechend bewegend fällt die Charakterausarbeitung in „True Love“ aus.
Auch wenn Leser keine derartigen Erfahrungen gemacht haben, wie die Figuren sie hier erleben, ist es leicht, sich in die Personen und ihren Schmerz hineinzuversetzen. Oftmals stellt man sich dabei die Fragen: Wie würde man selbst reagieren? Wie würde man selbst mit dem Schmerz umgehen können? Welchen Weg würde man wählen, um weiterleben zu können? Würde man überhaupt weiterleben wollen? Darf man bei einem solchen Verlust jemals wieder Glück oder sogar Liebe empfinden? Analog zu den unterschiedlichen Emotionen der Figuren befindet sich der Leser somit ebenfalls im Wechselbad der Gefühle.
Dabei rückt weder die weibliche Hauptfigur Nova noch der männliche Protagonist Quinton dominant in den Fokus. Sorensen wechselt vielmehr die Blickwinkel der beiden ab und gewährt zu gleichen Teilen Einblicke in deren Empfindungen und Gedanken.
Schwierig wird es allerdings für jene, die ähnliche Schicksalsschläge erfahren haben, denn „Nova & Quinton“ ist kein Ratgeber oder nennenswerter Mutmacher; vielmehr verliert man sich allzu leicht im Sog der Traurigkeit, die mit jeder Zeile transportiert wird. Nur selten kann man sich an den wenigen romantischen oder positiv gestimmten Passagen erfreuen und Lichtblicke verspüren. Dieses „Spiel“ mit den Gefühlen der Figuren und damit auch mit jenen der Leser versteht Sorensen sehr gut, es sei aber darauf hingewiesen, dass das Buch nichts für schwache Gemüter ist.

Ob die Intensität der Trauer und des Schmerzes, die hier immer wieder deutlich thematisiert wird, oder aber der nachvollziehbare, wenngleich furchtbare Abrutsch in den übermäßigen Konsum von unterschiedlichen und immer härteren Drogen, der insbesondere der Figur Quinton dabei hilft, seine Gefühle zu betäuben, die Geschichte von „Nova & Quinton“ lässt einen nicht kalt und regt ständig zum Nachdenken an. Weit davon entfernt, pure belanglose Unterhaltung zu sein, legt sich eine Schwermut über die Leser, die nach der letzten Seite erst einmal durchatmen müssen.

Jessica Sorensen (Copyright: Regina Wamba)

Jessica Sorensen (Copyright: Regina Wamba)

Leicht macht es sich die Autorin nämlich nicht, indem sie schließlich jetzt schon ein Happy End präsentiert, bei dem sich die beiden Hauptfiguren gegenseitig durch ihre Liebe heilen und märchenhaft zusammenleben. Verraten, wie es ausgeht, möchte ich an dieser Stelle natürlich nicht, es sei aber so viel gesagt, dass man ungeduldig auf die Fortsetzungen der auf drei Teile angelegten Buchreihe wartet, die bereits für November („Nova & Quinton 02 – Second Chance) und Dezember („Nova & Quinton 03 – No Regrets“) angekündigt ist.

Im Schluss, der durch seine offene Art zwar durchaus überzeugt, liegt allerdings gleichzeitig der einzige Kritikpunkt, den man an „True Love“ finden kann. Zu schnell und zu rabiat geht die Veränderung der Figur Nova auf den letzten Seiten vonstatten und bietet dabei keine herausragenden Lösungs- bzw. Erklärungsansätze. Wie aus dem Nichts heraus wird der Leser mit einer Figurentwicklung konfrontiert, welche die auf den vorherigen Seiten erzeugte Stimmung dämpft. Dabei bleibt die Authentizität etwas auf der Strecke, auch wenn damit eine Verschnaufpause von der aufwühlenden, bedrückenden Atmosphäre des Buches geboten wird.

Sieht man davon ab, bleibt ein Roman, der schonungslos an den Emotionen der Leser rüttelt und ergreifend dramatische Züge in einen modernen Kontext bettet.

Inhalt

Als Teenager wollte Nova Drummerin werden und ihre große Liebe Landon heiraten. Aber dieser Traum wurde in einem einzigen Moment zerstört. Nova ist überzeugt, dass sie nie wieder jemanden lieben wird. Bis sie den unverschämt attraktiven Quinton Carter kennenlernt. Er fasziniert und verwirrt sie. Und Nova ahnt, dass sie besser die Finger von ihm lassen sollte …

(Quelle: Heyne Verlag)

Autorin

Die Bestsellerautorin Jessica Sorensen hat bereits zahlreiche Romane verfasst. Sie lebt mit ihrem Mann und ihren drei Kindern in den Bergen von Wyoming. Wenn sie nicht schreibt, liest sie oder verbringt Zeit mit ihrer Familie.

(Quelle: Heyne Verlag)

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Details

Format: Taschenbuch, Broschur
Vö-Datum: 13.10.2014
Seitenzahl: 400
ISBN: 978-3-453-41801-1
Sprache: Deutsch
Verlagshomepage: Heyne Verlag

Copyright Cover: Heyne Verlag



Über den Autor

Conny
"Das Durchschnittliche gibt der Welt ihren Bestand, das Außergewöhnliche ihren Wert." - Oscar Wilde