Review

Hellblazer-Trilogie unter dem Black Label

Während die Black Label-Serie rund um den britischen Okkultisten John Constantine aus der Feder von Si Spurrier – viel zu frühzeitig – bereits zu Grabe getragen worden ist („John Constantine – Hellblazer 2“), dürfen sich Fans jedenfalls noch über das Finale der zweiten Serie über den kettenrauchenden Exorzisten im Trenchcoat von Autor Tom Taylor und Zeichner Darick Robertson freuen (Auftakt: „Hellblazer: Gefallene Engel 1 (von 3)“).

Dabei offenbaren die Spurrier-Serie und die hiesige eigenständige Hellblazer-Trilogie unter dem Black Label völlig unterschiedliche Gangarten. Spurrier verband frische Ideen und Ansätze mit der traditionsbewussten Mythologie der Figur und schrieb insbesondere komplexe und vielschichtige Geschichten mit einem geradezu märchenhaften Charme. Tom Taylor inszeniert hingegen eine deutlich direktere und unverblümtere Horror-Geschichte, die sich problemlos für Neueinsteiger und Gelegenheitsleser eignet.

Constantine, Lucifer und Despondeo 

John Constantine, Aisha Bukhari und Billy Henderson waren in ihrer Kindheit gute Freunde. Doch als John in jungen Jahren – als unerfahrener magischer Trickser – versuchte, während eines Unwetters einen Dämon zu beschwören, kam der kleine Billy durch eine Flutwelle ums Leben. Ein Erlebnis, das John lange quält, eine Schuld, die er mit sich herumträgt. Das lässt ihn insbesondere sein hasserfüllter Vater spüren.

Die Gegenwart: Plötzlich stürzen in Liverpool reiche und nackte Männer mit angenähten Engelsflügeln vom Himmel, werden auf Kirchtürmen aufgespießt oder zerbersten auf dem unnachgiebigen Straßenpflaster. Außerdem sucht eine dämonische Version von Billy Henderson, äußerlich um kein Jahr gealtert, die Stadt heim. Die Polizei ermittelt, allen voran Polizistin Aisha Bukhari. Dabei kann sie sich auf Kinderfreund Constantine verlassen – zumindest ein zweifelhaftes Vergnügen.

In Band 2 gesellt sich Lucifer Morningstar, der Teufel persönlich, hinzu und sucht John auf. Der berichtet von dem niederen Dämon Despondeo, welcher sich von Qual, Kummer und Verlust ernährt. Despondeo hat von der Leiche des zehnjährigen Billy Besitz ergriffen, treibt in Liverpool sein Unwesen und begeht schreckliche Morde. Aisha und John müssen zusammenarbeiten, um diesen Fall zum Abschluss zu bringen. Dabei ist ausgerechnet der Zyniker im Trenchcoat auf die – spärlichen – schönen Erinnerungen seiner Kindheit angewiesen.

Okkultist und Dämonenjäger

Mit dem Finale „Hellblazer: Gefallene Engel 3“ schließt sich nun der Kreis. Autor Tom Taylor inszeniert vom Gesamteindruck eine geradlinige und schnörkellose Geschichte, in deren Verlauf er sich sporadisch Constantines Anfängen und seiner schmerzhaften Kindheit widmet, aber überwiegend die Jagd nach dem Dämon Despondeo erzählt.

Leseprobe aus „Hellblazer: Gefallene Engel 3“. (Copyright: Panini Comics)

Die Miniserie richtet sich vorwiegend an erwachsene Leser:innen, da es hier auch schon mal gruselig und brutal werden kann; insbesondere wenn Männer von Kirchturmspitzen aufgespießt und Kinder von einem Dämon bedroht werden. Es handelt sich aber keinesfalls um einen durchgehend finsteren Kriminalfall, denn die Stimmung der Handlung wird immer wieder durch humoristische Einlagen sowie gezielte Pointen durchbrochen und aufgelockert. Dies resultiert vor allem aus der recht verrückten Dynamik zwischen John und Lucifer Morningstar, zwischen denen sich gar ein unerwartetes Techtelmechtel anbahnt, sowie den Situationen zwischen dem Hellblazer und seinem taxifahrenden besten Freund Chas Chandler.

Am Rande bzw. zum Ende hin findet Taylor indessen auch die Zeit, sich mit der schwierigen Vater-Sohn-Beziehung auseinanderzusetzen und den kettenrauchenden Zyniker mit Hoffnung auszustatten. So benötigt John im Endspiel gegen den finsteren Dämon nicht nur Magie, sondern auch und vor allem positive Erinnerungen. Diese hängen bei einem Kind aus der britischen Arbeiterklasse Liverpools – wie könnte es anders sein – mit dem FC Liverpool, seinen legendären Ikonen und natürlich der nicht minder legendären Anfield Road zusammen. In diesem Abschnitt über Heimat, Heimspiele und die verbindende Kraft des Fußballs beweist Tom Taylor besonderes Fingerspitzengefühl, das nicht nur der Comic-Leserschaft, sondern vor allem Fußball-Fans gefallen dürfte.

Darick Robertsons atmosphärische, kantige und markante Zeichnungen sind wie gemacht für eine Hellblazer-Serie. Dunkel und düster sind die Bilder und irgendwie schmuddelig und speckig noch dazu. Ein gewisser Pessimismus umgibt Liverpool Seite für Seite – abgesehen natürlich vom leidenschaftlichen Stadion Anfield.

Fazit

Eine kurzweilige, geradlinige und schnörkellose Hellblazer-Trilogie.


Hellblazer: Gefallene Engel: Bd. 3 (von 3)

Inhalt

Der Dämon, der einen Kindheitsfreund des Okkultisten John Constantine übernommen hat, bringt Tod und Verderben über Liverpool. Nur Constantine und Lucifer Morningstar können ihn aufhalten. Doch dafür muss der magische Trickbetrüger seinem hasserfüllten Vater gegenübertreten – und eine für ihn ungewohnte Art von Magie anwenden …

(Quelle: Panini Comics)

Autor

Tom Taylor
Der preisgekrönte und #1 New York Times Bestselling-Comic-Book-Autor ist vor allem durch seine Arbeiten an „The Example“, „The Deep: Here Be Dragons“, „Injustice: Gods Among Us“, „Erde 2“ sowie „Star Wars“ bekannt.

(Quelle: Wikipedia)

Tom Taylor – Homepage | Tom Taylor – Twitter

Details

Format: Hardcover
Vö-Datum: 24.08.2021
Originalausgaben: Hellblazer: Rise and Fall 3
Seitenzahl: 52
Sprache: Deutsch
Verlagshomepage: Panini Verlag

Copyright Cover: Panini Verlag



Über den Autor

Fabian
"Du lächelst wie jemand, der keine Ahnung hat, wozu ein Lächeln überhaupt gut ist." (Das kleine, blaue, geflügelte Einhorn Happy, in: Happy!)