Review
Und wieder einmal heißt es: Postapokalypse. Dystopische Geschichten erfreuen sich – gerade auch in der Welt der Comics – anhaltender Beliebtheit. In jüngerer Vergangenheit haben wir uns hier etwa Rick Remenders „Low – Stadt ohne Hoffnung (Band 1)“, dessen „Devolution“ (Splitter Verlag) oder den deutschsprachigen Comic „Endzeit“ (Carlsen) von Olivia Vieweg angeschaut.
Nun widmen wir uns mit „Green Worldz 1“ von Yūsuke Ōsawa mal einem dystopischen Manga, der bei Cross Cult unter dem noch frischgebackenen Label Manga Cult („Basilisk Master Edition 1“ oder auch „BLAME! – Master Edition 1“) erscheint. Hier gibt es jedoch keine Zombie-Apokalypse. Das Motto lautet vielmehr: Die Natur schlägt zurück – und zwar hart und unerbittlich!
Der junge Protagonist Akira ist gerade mit der U-Bahn auf dem Weg zu der Dame seines Herzens, wobei ihm bisher jedoch der Mut fehlte, ihr seine Liebe zu gestehen.
Das muss jedoch auch weiterhin warten, denn unvermittelt kommt es zu einem Stromausfall im Tunnel. Das ist jedoch das geringste Problem. An der Oberfläche herrschen inzwischen gigantische deformierte Pflanzenwesen, die die Menschen erbarmungslos vom Erdboden tilgen. Eine kleine Gruppe Überlebender, unter denen auch Akira ist, richtet sich daraufhin im sicheren Metrobahnhofsgelände ein. Das geht jedoch nur so lange gut, bis die Vorräte im Tunnel aufgebraucht sind. Akira und einige neue Freunde machen sich auf zu einer Mission zur Beschaffung neuer Vorräte. Dabei sollen sie nicht nur auf neue Verbündete treffen, sondern auch auf einen grässlichen Mensch-Hybrid und den mit einer Kettensäge bewaffneten Bad Ass Iwatobi, der neue Hoffnung unter den Überlebenden hervorruft.
Klingt nach einem abgedrehten Horrortrip? Ja, das ist es zu weiten Teilen auch. Yūsuke Ōsawa präsentiert dem geneigten Leser das eine oder andere entstellte, alptraumhafte Pflanzenwesen. Vor allem sein Mensch-Hybrid-Riesenbaby (siehe Cover-Artwork) und eine riesige „Sonnenblume“ sind schaurig-schön geraten. Ferner finden sich einige von Pflanzen überwucherte menschliche Körper, was erheblich an den Netflix-Blockbuster „Auslöschung (Annihilation)“ von Alex Garland erinnert.
Abgesehen von Akira sind die meisten Figuren bisher allerdings noch recht blass geblieben. In dieser Hinsicht bleibt noch Luft nach oben. Auch Akira selbst zeichnet sich aber bisher nicht unbedingt durch eine stringente Charakterzeichnung aus. So redet er von sich selbst zwar als „Feigling“, ist dann aber oft trotz seines jungen Alters der mutigste in der Runde der Überlebenden. Hier wäre im weiteren Verlauf eine etwas gemächlichere Herangehensweise wünschenswert, damit man diesen Teil seiner Persönlichkeit tatsächlich als Entwicklung begreift.
Insgesamt schneidet der Erstling aber ziemlich gut ab und kann den Leser definitiv abholen. Dabei ist der Unterhaltungswert so hoch, dass man den Manga gerne am Stück liest. Denn Ōsawa gebraucht zwar viele der genreüblichen Zutaten, vermischt diese aber so kreativ, dass sich seine Story nicht aufgewärmt anfühlt.
Der Action-Survival-Manga kommt, wie die bisherigen Master Editionen auch, mit einer limitierten Sammelkarte daher – eine nette Dreingabe.
Wer sich an dem Thema Endzeit und Weltuntergang noch nicht satt gelesen hat, der kann mit „Green Worldz“ bisher nicht viel falsch machen. Band 2 erscheint voraussichtlich im Juni 2018 und wir sind – vorsichtig – gespannt, was da kommen mag.
Inhalt
Der junge Akira ist gerade mit der U-Bahn unterwegs, als wegen eines plötzlichen Stromausfalls das totale Chaos ausbricht. Wieder an der Oberfläche trifft Akira auf grotesk entstellte Pflanzenwesen, die alle Menschen gnadenlos jagen und fressen. Zusammen mit einer kleinen Gruppe überlebender flüchtet sich Akira zurück in den Untergrund. Doch als die Vorräte knapp werden, bleibt ihnen nichts anderes übrig, als eine erneute Expedition an die Oberfläche zu wagen – wo sie auf einen mysteriösen Kämpfer mit Kettensäge und ein mutiertes Riesenbaby treffen …
(Quelle: Cross Cult)
Details
Format: Softcover
Vö-Datum: 11.04.2018
Seitenzahl: 192
ISBN: 978-3959816748
Sprache: Deutsch
Verlagshomepage: Cross Cult
Copyright Cover: Cross Cult