Review

Am Anfang aller Anfänge gab es nur das Eine. Und dieses Eine war alles und alles war das Eine. Das Eine umfasste alle Gedanken. Alles Licht. Und alles Dunkle. Am Anfang gab es das Eine. Das Eine war geordnet.

Das Eine war geteilt. Doch das Dunkle war hungrig. Das Dunkle begann zu essen. Es begann sich auszubreiten. Es zerbrach die Ordnung.

Und als das Dunkel die Perfektion des Einen zerstörte, zerbrach alles. Aus einem wurden zwei. Und aus zwei wurden vier und so weiter und so fort, ein Echo, das ewig hallt. (…)

Und aus einem Grund, den wir nie erfahren werden, war das Herz von allem ein Ort namens Gideon Falls.“

S. 71 ff. aus „Gideon Falls 5: Welten des Bösen“, Splitter Verlag

Alles, was Licht, und alles, was Dunkel ist

Die Schwarze Scheune ist nicht mehr. Doch zum Besseren hat sich das Blatt seither nicht gewendet. Das mysteriöse und machthungrige Böse hat sich seinen Weg in unsere Welt und insbesondere nach Gideon Falls gebahnt. Und es macht Jagd auf Norton Sinclair/Daniel Sutton (siehe „Gideon Falls 4: Das Pentoculus“).

Auch für die weiteren Helden der Geschichte sieht es nicht rosiger aus. Während Norton, Clara und ihr Vater einerseits sowie Pater Fred, Angie und der mysteriöse Bischof Burke andererseits zuvor jedenfalls gemeinsam im Kampf gegen das Böse unterwegs waren, wurden sie alle nunmehr durch das Multiversum verstreut. So befinden sie sich zwar alle noch in Gideon Falls – indessen in verschiedenen Versionen von Gideon Falls.

Angie findet sich in einem dystopischen, lebensfeindlichen und totalitären Polizeistaat à la George Orwell wieder – Gideon Falls Watches You. Clara erwacht hingegen vollkommen allein im Wilden Westen, wo etliche Schaben bereits neues Unheil ankündigen. Unterdessen landet Pater Fred im Kapitalismus im Endstadium – in Gideon Falls kostet alles Geld. Auf der ebenso verzweifelten wie vergeblichen Suche nach einem Haus Gottes, welches sich hier als „Cyber-Bordell“ herausstellt, trifft Vater Fred auf die Prostituierte Molly. Die letzten verbliebenen Überbleibsel von Menschlichkeit.

Von Norton gibt es jedoch keine Spur. Dabei müssten sich die neuen Ackermänner zusammenfinden, um Tod und Wahnsinn in die Schranken zu weisen.

Noch nicht das Ende

Der vorliegende Band „Gideon Falls 5: Welten des Bösen“ war bereits als das „Große Finale“ der Serie von dem Kreativteam aus Jeff Lemire („Black Hammer: Colonel Weird – Cosmagog“) und Andrea Sorrentino („Joker: Killer Smile“) angekündigt worden. Mittlerweile wissen wir jedoch, dass nach den hier umfassten US-Heften #22-26 der Reihe noch ein weiteres Splitter-Hardcover folgend wird: „Gideon Falls 6: Das Ende“. Dieser Abschlussband (vorgesehen für Dezember 2021) wird noch das überformatige letzte Heft #27 sowie umfangreiches Bonusmaterial beinhalten.

Leseprobe aus „Gideon Falls 5: Welten des Bösen“.
(Copyright: Splitter Verlag)

Vorliegend tobt sich Lemire noch einmal so richtig aus.

Das vorletzte Buch der Reihe verhandelt die Schicksale unserer Helden auf der Reise durch das Multiversum – vor allem geht es dabei um Angie, Clara und Vater Fred.
Die einzelnen Kapitel und Handlungsorte sind durch Gideon Falls, und teils durch Andeutungen auf andere Werke miteinander verbunden. Der Wechsel zwischen Welten und Zeitebenen erfolgt dabei oftmals abrupt und ansatzlos. Die gesamte Geschichte gewinnt vorliegend nochmals an Größe und Bandbreite.

Jeff Lemires Erzählung bleibt ambitioniert und bietet eine intelligent-unterhaltsame, komplexe und multidimensionale Mystery-Horror-Handlung. Ob sich das gesamte Konzept zum Abschluss hin als zu kühn und zu ehrgeizig gedacht erweist, kann nur die Auflösung im Rahmen des großen Finales offenbaren.

Die Zeichnungen von Andrea Sorrentino sehen fantastisch aus – der Mann liefert immer ab.

Fazit

Die Serie bietet bislang – von vorne bis hinten – sowohl erzählerisch als auch visuell grandiose Lektüre. Dem Abschlussband fiebern wir gespannt entgegen.


Gideon Falls. Band 5: Welten des Bösen

Inhalt

Die Schwarze Scheune ist nicht mehr. Aber Angie, Clara, Fred und Norton mussten einen hohen Preis bezahlen: Sie sind über das Multiversum von Gideon Falls verstreut, das in der Scheune eingesperrt war.
Während Angie in einem dystopischen Polizeistaat ums Überleben kämpft, verläuft Clara sich im Wilden Westen, und Fred muss sich in einer Cyberpunk-Welt zurechtfinden. Und wo Norton abgeblieben ist, kann niemand sagen …

(Quelle: Splitter Verlag)

Autor

Jeff Lemire
(*21. März 1976) ist ein kanadischer Comicautor und Autor.
Lemire ist bekannt für seine launischen, humanistischen Geschichten und seinen skizzenhaften, filmischen Schwarzweiß-Zeichenstil.

(Quelle: Wikipedia)

Jeff Lemire – Homepage | Jeff Lemire – Twitter

Details

Format: Hardcover, Bookformat
Veröffentlichung: 24.03.2021
Seitenzahl: 144
ISBN: 978-3-96219-526-7
Sprache: Deutsch
Verlagshomepage: Splitter Verlag

Copyright Cover: Splitter Verlag



Über den Autor

Fabian
"Du lächelst wie jemand, der keine Ahnung hat, wozu ein Lächeln überhaupt gut ist." (Das kleine, blaue, geflügelte Einhorn Happy, in: Happy!)