Review

Ein intergalaktischer Trunkenbold 

„Fear Agent“ ist eine recht schrille und abgedrehte Pulp-Sci-Fi-Comic-Serie aus der Feder des von uns so hoch geschätzten Autors Rick Remender („Deadly Class 8: Kein Zurück“, „Black Science 8: Später als du denkst“, „Seven to Eternity 3: Aufstieg und Fall“).

Im Mittelpunkt des Geschehens steht Heath Huston – moralisch ambivalent und alles andere als ein klassischer Held.
Heath Huston ist Alien-Jäger von Berufs wegen. Er ist der letzte einer kleinen und verrückten Kämpfertruppe aus Texas, bekannt als Fear Agents. Wie so viele andere hat auch der Weltraumabenteurer sein Päckchen zu tragen. Einst ein echter Glücksritter, glücklicher Familienvater und Ehemann einer schönen Frau, tummelt Heath mittlerweile meist volltrunken, mürrisch und irgendwie unberechenbar durchs All. Nichtsdestotrotz gerät der verbitterte Alien-Kammerjäger immer wieder in Situationen, in denen er von größter Wichtigkeit ist oder gar die Erde vor dem Untergang bewahren muss. Dabei trifft er sogar auf die junge Frau Mara, der es – beinahe – gelingt, ihm wieder neuen Mut und neues Leben einzuhauchen.

Doch wie wurde Heath Huston eigentlich zu diesem trinkfesten und mittellosen Helden? Dieser Frage nach den Ursprüngen und nach dem langen Leidensweg der in Ungnade gefallenen Space-Schnapsdrossel geht „Fear Agent 2“ nach.

Wie alles begann

Mara trifft auf einen ebenso mitgenommenen wie betrunkenen Zeitgenossen, der in Erinnerungen schwelgt. Wir blicken 10 Jahre in die Vergangenheit nach Texas. Ein deutlich jüngerer und gesünderer Heath lebt glücklich im Kreis seiner Familie. Er hat einen wohlerzogenen Sohn, eine liebevolle und fürsorgliche Frau und einen störrischen, aber besonders herzlichen Vater.

Doch von einem Moment auf den anderen verfinstert sich das Leben für Heath Huston und die Dinge sollen in der Folge nur noch schlimmer und turbulenter werden. Die Erde wird zum Schauplatz eines erbitterten Krieges. Verfeindete Alien-Rassen überfallen den blauen Planeten und hinterlassen nichts als Chaos und Verwüstung. Heath und seine Frau Charlotte sind auf der Flucht, doch Menschen sterben wie Fliegen. Im Kampf gegen die außerirdischen Feinde gründen sich die Fear Agents um Heath Huston und einige seiner Freunde. Doch als Heath zu einem grausamen Gegenschlag ausholt, verliert er nicht nur seine Frau Char, sondern auch einen Teil seiner Persönlichkeit.

Zurück in der Gegenwart muss sich der bemitleidenswerte Trunkenbold nicht nur weiteren Aliens und Weltraumpiraten stellen; nein, er gerät auch mit dem anderen Geschlecht aneinander. Denn seine aufkeimende Beziehung zu Mara wird empfindlich von dem Wiedersehen mit Charlotte gestört. Es zeigt sich erneut die Fragilität all der Beziehungen, die mit Heath Huston zu tun haben.

Völlig bekloppt und unnötig kompliziert

Nach der nunmehr zweiten üppigen Hardcover-Sammlung zu „Fear Agent“ ist dies unsere überschaubarste Zusammenfassung des bisherigen Gesamteindrucks.

Heath Huston ist geradezu im klassischen Sinne ein Antiheld. Er ist davon geprägt, dass er zunächst einmal alles richtig machen möchte – allein es gelingt ihm nicht. Er ist ein trinkfester, verzweifelter und trotz aller Widrigkeiten tatkräftiger und emotionaler Weltraumabenteurer. Mit ihm kann man leiden und sich über sein Verhalten aufregen. Er ist einerseits mürrisch und zynisch, aber zugleich hingebungsvoll und emotional. Damit ist Heath Hustons Figur nicht nur ein klassischer Antiheld, sondern auch eine typische Remender-Figur. Von Selbstzweifeln geplagt, von menschlichen Schwächen durchzogen, aber auch ein Mann von besonderer Integrität, dessen Verhalten immer wieder von besonderem Mut zeugt.

Leseprobe aus „Fear Agent 2“. (Copyright: Cross Cult)

Im Kern dreht sich wie so oft bei Remender alles – oder jedenfalls vieles – um verzweifelte Menschen, Familie, Liebe, das Gefühl des Alleinseins und der Einsamkeit, aber auch das Aufbäumen und die Hoffnung.

Und während solche Zutaten sonst kaum jemand so gekonnt zu einer Geschichte zusammenbraut wie ein Rick Remender ist dies bisher doch eine der schwächeren Reihen aus dessen Gedankenschmiede. Zu viele außerirdische Wesen, zu viele Konflikte, zu viele Szenen- und Schauplatzwechsel. Zu viel alles. Die Bücher waren bislang am stärksten, wenn Remender stilsicher und nah an seinen Figuren (vor allem an Heath) ist. Im Übrigen wirkt das hier oft konfus und ein bisschen wild.

Remender arbeitet indessen auch vorliegend mit echten Könnern wie Tony Moore und getreuen Weggefährten wie Jerome Opeña und Lee Loughride zusammen, die das Pulp-Sci-Fi-Abenteur durch das Universum mit einem großartigen Artwork ausstatten.

Fazit

Die Reihe weist bisher etliche der Stärken auf, die eine Rick Remender-Serie auszeichnen. Thematisch ist das Geschehen um den trinkfesten Weltraumabenteurer ein Stück weit redundant, aber dennoch insgesamt kurzweilig und unterhaltsam geschrieben sowie hervorragend visuell inszeniert.

Wir sind gespannt, ob die dritte Sammlung noch eine Steigerung bieten kann.


Fear Agent 2

Inhalt

Die zweite Sammlung des modernen Pulp-Sci-Fi-Klassikers beleuchtet die Geschichte von Heath Huston und wie die Fear Agents aus dem Mut und der Überzeugung verzweifelter Menschen entstanden sind. Erleben Sie, wie Heath zu dem trinkfesten, ehrlichen, mittellosen Helden wurde, den wir kennen und lieben.

(Quelle: Cross Cult)

Autor

Rick Remender
ist ein amerikanischer Comiczeichner und Künstler. Er wurde am 6. Februar 1973 geboren und lebt derzeit in Los Angeles, Kalifornien. Am Anfang seiner Karriere arbeitete Remender im Animationsbereich und war u.a. an Filmen wie Der Gigant aus dem All, Anastasia und Die Abenteuer von Rocky und Bullwinkle beteiligt. Zwischen 2000 und 2003 unterrichte er an der Acacemy of Art University Comics, Animation und Storyboarding. Im April 2009 unterzeichnete Remender einen Exklusivvertrag mit Marvel. 2010 begann er die Arbeit an seinem neuen Titel Uncanny X-Force.

(Quelle: Cross Cult)

Rick Remender – Homepage | Rick Remender – Twitter

Details

Format: Hardcover
Vö-Datum: 12.05.2021
Seitenzahl: 250
ISBN: 978-3-96658-307-7
Sprache: Deutsch
Verlagshomepage: Cross Cult

Copyright Cover: Cross Cult



Über den Autor

Fabian
"Du lächelst wie jemand, der keine Ahnung hat, wozu ein Lächeln überhaupt gut ist." (Das kleine, blaue, geflügelte Einhorn Happy, in: Happy!)