Review
Anziehungspunkt für Comic-Kreative
„Black Hammer“, das Kind der Liebe von Jeff Lemire und Dean Ormston („Black Hammer 1: Vergessene Helden“), hat innerhalb kürzester Zeit einen unwahrscheinlichen Wachstumsschub hingelegt (zuletzt etwa: „Black Hammer: Barbalien – Roter Planet“, „Black Hammer: Skulldigger & Skeleton Boy“). Kürzlich kam es gar zu einem Crossover mit den ebenso ruhmreichen wie legendären Mitgliedern der Gerechtigkeitsliga von DC Comics („Black Hammer/Justice League: Hammer der Gerechtigkeit!“), welche mitunter unmittelbar Vorbilder für die Helden von Spiral City darstellen.
Schon längst ist Lemires Superhelden-Vision allerdings auch für andere kreative Köpfe ein reizvoller Anziehungspunkt geworden („Black Hammer: Straßen von Spiral City“). Dies könnte sich kaum deutlicher als anhand der vorliegenden Ausgabe „Black Hammer: Visions 1“ veranschaulichen lassen. Denn hier geben sich Größen der Branche wie Geoff Johns („Batman: Die drei Joker 3 (von 3)“, „Justice League: Der Darkseid Krieg“), Chip Zdarsky („Peter Parker – Der spektakuläre Spider-Man 1: Im Netz der Nostalgie“), Mariko Tamaki („Spider-Man & Venom: Geballte Ladung“) und noch etliche mehr die Klinke in die Hand. Innerhalb dieses Spin-off-Titels steuern die Macher Kurzgeschichten zu dem immer reichhaltigeren Hammerverse bei.
Kurzgeschichten über die Helden von Spiral City
Den Auftakt macht ein Blick auf die stets mies gelaunte und eigenwillige Heldin Golden Gail – dauerhaft gefangen im Körper einer Grundschülerin. Die Geschichte wird vor allem aus der Perspektive von ehemaligen Mitschülerinnen erzählt, die dem Geheimnis der mürrischen, rauchenden und trinkenden Heldin auf die Schliche zu kommen drohen. Das Ganze wird in Szene gesetzt von Autor Patton Oswalt und Zeichner Dean Kotz.
In der zweiten (Grusel-)Geschichte von DC-Mastermind Geoff Johns und Illustrator Scott Kolins ist ein junger Mann auf der Flucht vor einem Entführer. Sein Weg führt ihn zu einem abgelegenen Haus im Sumpf – die im Genre tradierte „Cabin in the Woods“. Dort warten nicht bloß furchteinflößende Kreaturen auf die beiden, sondern vor allem die schaurige Madame Dragonfly.
In einer dritten Episode von Marvels Shootingstar Chip Zdarsky und Künstler Johnnie Christmas sieht sich der angegraute Abraham Slam mit seinem vermeintlichen Nachfolger The Slam konfrontiert. Das kraftstrotzende Werkzeug des US-Militärs teilt indessen weder Abrahams Zurückhaltung in Bezug auf Schusswaffengebrauch noch seine Moralvorstellungen. Ein Duell der Grundsätze und Generationen steht an.
Zuletzt inszenieren Autorin Mariko Tamaki und Zeichner Diego Olortegui die größten Helden von Spiral City als eine abgedrehte Familie in einer „Soap Opera“. Einzig der bizarre Colonel Weird hat die Möglichkeit, aus diesem Theater jederzeit in eine parallele Wirklichkeit zu entfliehen.
Leichte Kost und kurzweilige Unterhaltung
Die hiesigen vier US-Hefte sind nicht im neumodischen Sinne, sondern im besten Sinne „nett“.
Der erste Teil dieser „Black Hammer“-Visionen bietet weder einen unentbehrlichen Mehrwert für diesen Superhelden-Kosmos noch besonderen Tiefgang.
Die kreativen Köpfe toben sich ein bisschen mit den Heldinnen und Helden rund um Abraham Slam, Golden Gail, Colonel Weird und Co. aus, wobei unstreitig die kurzweilige Unterhaltung im Vordergrund steht. Der Grundgedanke war es sicherlich nicht, hier etwas Bleibendes zu schaffen.
Die Künstler präsentieren durchweg ein hochwertiges Artwork, wobei insbesondere die stilsicheren Zeichnungen von Diego Olortegui zu gefallen wissen. Scott Kolins versieht seinen Abschnitt mit einem angemessen pulpigen Stil, der einen harmonisch-atmosphärischen 80er-Horror-Look verströmt.
Fazit
Trotz großer Namen der Comic-Branche setzt keine der hiesigen Kurzgeschichten aus dem „Black Hammer“-Universum zu ganz besonderen Höhenflügen an. Dennoch vermögen sämtliche Beiträge ausgesprochen kurzweilig zu unterhalten – und das ist ja auch schon etwas.
Wer sich nichts der Vielseitigkeit aus diesem Kosmos entgehen lassen möchte, kann auch hier – mit entsprechender Erwartungshaltung – problemlos zugreifen.
Inhalt
Eine herausragende Riege an Autoren und Zeichnern widmet sich in 8 Comic-Kurzgeschichten den größten Helden von Spiral City!
Erlebt den verrückten Alltag einer Frau mittleren Alters im Körper einer Grundschülerin mit Superkräften, begleitet einen Jungen, der auf der Flucht vor einem Kidnapper in ein gruseliges Haus im Sumpf gerät, kämpft gemeinsam mit einem alternden Superhelden gegen jugendliche Möchtegerns und erfahrt endlich eine Antwort auf die Frage: Was wäre, wenn die Helden von Spiral City in einer Soap Opera mitspielen würden?
(Quelle: Splitter Verlag)
Details
Format:Â Hardcover, Bookformat
Veröffentlichung: 23.02.2022
Seitenzahl: 128
ISBN: 978-3-96792-223-3
Sprache: Deutsch
Verlagshomepage:Â Splitter Verlag
Copyright Cover: Splitter Verlag