Review

Ein gealterter Dunkler Ritter

Keine andere Geschichte hat das Bild eines gealterten, desillusionierten und gnadenlosen Batmans so sehr geprägt wie Die Rückkehr des Dunklen Ritters“ von Comic-Legende Frank Miller („Superman: Das erste Jahr 2“) und seinen kreativen Mitstreitern Klaus Janson und Lynn Varley. Ein finster-dystopisches Meisterwerk für die Ewigkeit.

In eine ähnliche Kerbe wollen nun auch der populäre Autor Tom Taylor („Hellblazer: Gefallene Engel 3“) und der renommierte Zeichner Andy Kubert schlagen. So widmen sie sich im vorliegenden Band „Batman: Equilibrium“ (US: Batman: The Detective #1-6) ebenfalls einem in die Jahre gekommenen Batman Bruce Wayne, mürrisch und zurückgezogen. Visuell erinnert dieser muskelbepackte Dark Knight vor allem an die Verkörperung von Ben Affleck – stilecht mit der coolen Schutzbrille auf der Stirn („Batman v Superman: Dawn of Justice“). Hierin verbirgt sich auch eine gewisse Parallele mit Hommage-Potenzial; denn bekanntermaßen war Ben Afflecks Batman erheblich von Frank Millers obigem Klassiker geprägt und beeinflusst.

Das Vermächtnis im Visier

Eine gefährliche Geheimorganisation führt Batman nach Europa. (Copyright: Panini Comics)

Ein einsamer Bruce Wayne lebt abgeschieden im Wayne Manor und stellt sein Lebenswerk infrage. Was hat Batman bewirkt? Ist seine Stadt Gotham City ein besserer Ort geworden?

Doch ein ebenso mysteriöser wie auffälliger Flugzeugabsturz zieht die Aufmerksamkeit des Dunklen Ritters auf sich. Die Fledermaus muss ihre Bat-Höhle verlassen. Der Weg führt nach Europa, insbesondere in die Metropolen London, Paris und Brüssel (für an globalen Ermittlungen Interessierte: „Batman Europa“ oder „Batman – The World“).

Eine geheime Organisation in weißen Batman-Masken macht Jagd auf Menschen, die Batman gerettet hat. Und die Zahl der Toten steigt. Die Ziele der mysteriösen Organisation namens Equilibrium bleiben zunächst verborgen. Auf seiner Reise trifft Bruce jedoch alte Bekannte und Verbündete wie seinen früheren Ausbilder und Wegbegleiter Henri Ducard (zuletzt in: „Batman – Detective Comics 10: Der Batman-Mythos“) oder auch die englischen Heldinnen Knight und Squire, die ihm zeigen, dass er auf seinem Kreuzzug gegen das Verbrechen – nach wie vor – nicht alleine ist.

Internationale Verbrecherjagd

Es ist nichts mit Altersteilzeit für den FledermausritterTerroristen locken den griesgrämigen und vernarbten Muskelberg für eine Hetzjagd nach Europa. Dort werden von ihm errettete Menschen und er selbst zwar zur Zielscheibe, doch er findet auch neuen Mut und etliche Unterstützer, die nach wie vor bereit sind, an seiner Seite zu kämpfen.

Die recht überschaubare Story über den finsteren Vigilanten hat womöglich nicht das Potenzial eines „Instant Classics“.

Indessen finden sich neben den Anspielungen auf „The Dark Knight Returns“ auch Querverweise auf andere Figuren und Episoden aus der langjährigen Bat-Historie. Neben den stilprägenden Arbeiten von Frank Miller scheinen es Autor Tom Taylor vor allem die Beiträge Grant Morrisons zum Mitternachtsdetektiv angetan zu haben. In dessen Reihe „Batman Incorporated“ war der Dark Knight bereits bestrebt, die Marke „Batman“ zu einem Franchise zu machen und den globalen Kampf gegen das Böse auszurufen. Dieser internationale Aspekt und Versatzstücke dieser Ära finden sich auch hier. Auch die tradierten Helden Knight & Squire, welche bereits der Gedankenschmiede von Bill Finger und Dick Sprang entstammen, wurden in der Moderne maßgeblich von Grant Morrison geprägt und ausgearbeitet.

Der alt gewordene Bruce Wayne hinterfragt sein Vermächtnis.
(Copyright: Panini Comics)

Trotz dieser Anleihen, Hommagen, Versatzstücke und Querverweise präsentiert Tom Taylor am Ende des Tages eine frische und unverbrauchte Zukunftsvision, die von vorne bis hinten actionreich und packend zu unterhalten weiß. Insbesondere die mysteriöse Organisation Equilibrium und ihre geheimnisvolle Anführerin taugen bestens als neue Bösewichte ohne Skrupel; die weißen Batman-Masken symbolisch als diametraler Gegensatz zum Mitternachtsdetektiv. Wo Batman rettet, da tötet Equilibrium. Welches Interesse könnte jemand daran haben, das Lebenswerk der Fledermaus restlos zu beseitigen? Eine Prämisse, eine Motivation und ein Geheimnis, deren Auflösung man entgegenfiebert.

Dass die Wahl für den Zeichner vorliegend auf den begnadeten Andy Kubert („Superman: Jenseits der Erde“) gefallen ist, erscheint ebenfalls überaus passend. Immerhin war dieser bereits an dem – bislang – letzten Teil der bahnbrechenden Dark Knight-Saga von Comic-Ikone Frank Miller, nämlich „Dark Knight III – Die Übermenschen“, künstlerisch beteiligt („Batman: Dark Knight III #7“). Sein Batman mit üppigem Ledermantel und cooler Schutzbrille hat einen eigenwilligen Look, an den man sich gewöhnen könnte. Actionszenen geraten wuchtig und brachial und die Seiten verströmen durchgehend Abwechslung und Dynamik.

Fazit

Es gibt eine stets anhaltende Schwemme von Batman-Titeln – auch auf dem deutschen Markt. Solange die Qualität jedoch weiterhin so gleichbleibend hoch ist, können Fans des Mitternachtsdetektivs problemlos eine Batman-Story nach der anderen verschlingen.


Batman: Equilibrium

Inhalt

Batmans neues Europa-Abenteuer komplett in einem Band!

Der älter gewordene Bruce Wayne verlässt Gotham City und die Bat-Höhle, um in Europa gegen eine gefährliche Geheimorganisation vorzugehen, deren Mitglieder Batman-Masken tragen. Seine Ermittlungen führen ihn von England über Frankreich bis nach Belgien …

(Quelle: Panini Comics)

Autor

Tom Taylor
Der preisgekrönte und #1 New York Times Bestselling-Comic-Book-Autor ist vor allem durch seine Arbeiten an „The Example“, „The Deep: Here Be Dragons“, „Injustice: Gods Among Us“, „Erde 2“ sowie „Star Wars“ bekannt.

(Quelle: Wikipedia)

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Details

Format: Softcover
Vö-Datum: 26.04.2022
Originalausgaben: Batman: The Detective 1–6
Seitenzahl: 164
Sprache: Deutsch
Verlagshomepage: Panini Verlag

Copyright Cover: Panini Verlag



Über den Autor

Fabian
"Du lächelst wie jemand, der keine Ahnung hat, wozu ein Lächeln überhaupt gut ist." (Das kleine, blaue, geflügelte Einhorn Happy, in: Happy!)