Review

Moon Knight auf Abwegen

Zum Abschluss des letzten „Avengers“-Paperbacks („Avengers 6: Ein neuer Starbrand“) wird Iron Man Tony Stark durch Zeit und Raum geschleudert und landet schließlich in der prähistorischen Vergangenheit, wo er auf Odins seinerzeitige erste Avengers trifft, denen Phoenix, der Zauberer Agamotto sowie frühe Inkarnationen von Iron Fist, Ghost Rider und Black Panther angehören.

In der Gegenwart überschlagen sich indessen die Ereignisse. Es bahnt sich eine Allianz sämtlicher Avengers-Feinde aus den vorherigen (Jason Aaron-)Abenteuern an. Und das sind mittlerweile allerhand Feinde: Dracula und seine Blutsauger, Namor, der Submariner, und die Defenders Of The Deep, Phil Coulsons Superhelden-Team der Squadron Supreme of America sowie die Winter Guard, Russlands Antwort auf die ruhmreichen Rächer. Es schwelt ein tieferliegender Konflikt. Aus dem Hintergrund zieht der diabolische Mephisto planvoll lenkend die Fäden.

Zu allem Überfluss gesellen sich noch Khonshu, der altägyptische Gott des Mondes, seine Armee aus Mumien und seine kraftvolle Faust, Moon Knight, hinzu. Khonshu plant eine neue Weltordnung. Zu diesem Zweck verleibt sich der Mondritter Waffen und Kräfte von Helden wie Dr. Strange, Thor oder auch Iron Fist ein.

Jason Aaron auf Abwegen

„Avengers 7: Das Zeitalter von Khonshu“ ist die Kulmination aller Probleme und Schwächen, die den Run von Jason Aaron seit langer Zeit durchziehen. Es gibt keinen richtigen roten Faden, nur vermeintliche Schnittstellen und Handlungsbögen.

Sicherlich, Marvel-Fans, die durch die Disney-Streaming-Serie auf Moon Knight und Khonshu aufmerksam geworden sind, freuen sich womöglich über deren Integration in eine größere Marvel Comic-Serie. Indessen kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass das Ganze wie ein plump aufgezwungener Marketing-Move daherkommt. An zu wenig Charakteren mangelte es der Reihe jedenfalls auch bis zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht.

Im Übrigen wirkt das einfach alles nicht durchdacht und plausibel.
Die Allianz der Avengers-Feinde wird nur angedacht und ausgesprochen; insofern passiert tatsächlich jedoch überhaupt nichts. Inwiefern Mephisto die ganz große Bedrohung ist, als die er vorliegend dargestellt wird, erschließt sich nicht recht. Dessen Kontrolle über die Ereignisse bleibt vage. Moon Knight wird hier zwar massiv in den Vordergrund gerückt, doch trotzdem bleibt seine – grundsätzlich interessante – Persönlichkeitsstörung weitgehend unbeachtet. Die Figurenzeichnung bleibt holzschnittartig, zu der inneren Zerrissenheit des Mondritters kommen wir nicht. Die plötzlichen Motive Khonshus hinsichtlich der Machtergreifung und einer neuen Weltordnung bleiben ebenfalls fadenscheinig und fantasielos. Außerdem: „Das Zeitalter von Khonshu“ ist womöglich das kürzeste, das die Menschheitsgeschichte je gesehen hat.

Leseprobe aus „Avengers 7: Das Zeitalter von Khonshu“. (Copyright: Panini Comics)

Die Avengers werden in ihrer eigenen Serie ganz überwiegend zu Nebendarsteller:innen degradiert und sind auch in dieser Storyline recht austauschbar und bisweilen sogar überflüssig.

Nachdem wir uns zuletzt für diesen Run – immer wieder – eine gewisse Kontinuität und Nachhaltigkeit gewünscht haben, steht mittlerweile zu befürchten, dass diese zu einem waschechten Rohrkrepierer verkommt.

Hier können wir unsere Kritik nur nochmals wiederholen und bekräftigen: Die gesamte Story verharrt nirgendwo lange genug, um einen größeren Bogen zu spannen oder eine zusammenhängende Geschichte zu erzählen. Gerade von Aarons langjähriger Arbeit am Donnergott sind wir vollkommen anderes gewöhnt.

Dass das Artwork von Ed McGuinness, Javier Garron und Co. das bisherige Niveau der Reihe aufrechterhält, mag den tiefen Fall der Avengers nur sehr begrenzt abzufedern.

Fazit

Die ruhmreichen Rächer aus der Feder von Jason Aaron irren planlos und atemlos von einem großen Konflikt zum nächsten. Spaß, Unterhaltung oder gar Spannung wollen sich in diesem bruchstückhaften Wirrwarr nicht einstellen.


Avengers 7 – Das Zeitalter von Khonshu

Inhalt

Die komplette Saga über Moon Knight und die Avengers

Tony Stark ist in der Frühzeit der Erde gestrandet und hört selbst dort das Geflüster von Mephisto. Zudem will Khonshu, der altägyptische Gott des Mondes, die Welt neu erschaffen. Dazu entsendet er eine Armee aus Mumien und anderem, die von seinem Champion Moon Knight angeführt wird. In brutalen Duellen beraubt der Mondritter die Helden Black Panther, Dr. Strange und Thor ihrer Waffen und Macht.

(Quelle: Panini Comics)

Autor

Jason Aaron
(geboren 1973) ist ein amerikanischer Comic-Autor.

(Quelle: Wikipedia)

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Details

Format: Softcover
Vö-Datum: 01.03.2022
Originalausgaben: Avengers (2018) 31-38
Seitenzahl: 196
Sprache: Deutsch
Verlagshomepage: Panini Verlag

Copyright Cover: Panini Verlag



Über den Autor

Fabian
"Du lächelst wie jemand, der keine Ahnung hat, wozu ein Lächeln überhaupt gut ist." (Das kleine, blaue, geflügelte Einhorn Happy, in: Happy!)