Am 08. Mai 2022 war es so weit: Die Post-Punk-Pioniere Simple Minds gaben endlich ihr durch Corona verschobenes Konzert zur „40 Years of Hits Tour“ in der Columbiahalle in Berlin.
Wie zu erwarten, war diese ausverkauft und brechend voll.
Lasst uns die 40er feiern!
Pünktlich um 20 Uhr ging es dann auch direkt los. Jim Kerr versprühte sogleich seinen schottischen Charme und Witz und ließ Scherze los wie wir Deutschen könnten ohnehin besser Englisch, als Schotten dazu in der Lage wären. Zudem wurde er nicht müde zu betonen, wie sehr er und seine Band sich freuen würden, wieder live und vor echten Menschen zu spielen. Und auch wenn die Tickets der Besitzer schon antik wären, wisse man es zu schätzen, dass das Publikum sich trotz alledem die Zeit genommen habe, Simple Minds nun endlich zu hören, wenn man ein „Best of 40 Jahre“ zum Besten zu geben versuche. Dies beinhalte gute Songs, „shitty“ Songs und natürlich Klassiker.
Bei dieser Eröffnung des Abends schossen die Sympathiepunkte durch die Decke und Lacher waren sicher.
Gespielt wurde zunächst etwa eine Stunde und man eröffnete mit „Act of Love“. Klassiker wie „Mandela Day“ wurden so gefühlvoll performt, dass man regelrecht Gänsehaut bekam, aber auch „Belfast Child“ sollte nicht fehlen.
Dann gab es eine Pause, die Jim Kerr damit begründete, dass man Kamillentee konsumieren müsse. Wie jeder wisse, wäre das schließlich das Nationalgetränk der Schotten. Lacher blieben auch hier nicht aus und die wenigen Minuten des Wartens vergingen sehr schnell.
Galerie: Simple Minds

(Alle Fotos bei Flickr ansehen)
Dann drehten die Damen und Herren auf der Bühne erneut auf und machten sogleich mit „Theme for Great Cities“ weiter, aber auch Tracks wie „She’s a River“ und balladeskere Titel wie „Dolphin“ fehlten im Repertoire nicht.
Der „Kamillentee“ schien zu wirken! Gitarrensoli folgten, die Feuerzeuge und Handylichter wurden gezückt, es wurde getanzt und gelacht. Und schließlich kam DER Song, bei dem es so gar kein Halten mehr gab: „Don’t You (forget about me)“ – und es wurde ausgelassen gefeiert – on und off stage.
Eine Zugabe war dann selbstverständlich auch ein Muss und Jim erklärte, sie wollen nicht nach Hause gehen, sondern einfach weiter und weiter spielen. Man wäre jetzt zwei Jahre daheim gewesen, man wolle nun die ganze Nacht durchspielen. Das Publikum reagierte entsprechend enthusiastisch und gar liebevoll darauf, sodass nicht nur Jim und Charlie ein Glitzern in den Augen hatten. Jim attestierte diese Reaktion sofort mit einem „This is just beautiful!“. Das wurde sofort reihum unterschrieben.
Set 1:
01 Act of Love | 02 New Gold Dream | 03 Hypnotised | 04 Glittering Prize | 05 Promised You a Miracle | 06 Book of Brilliant Things | 07 Hunter and the Hunted | 08 Mandela Day | 09 Belfast Child
Set 2:
10 Theme of Great Cities | 11 Dolphins | 12 Waterfront | 13 She’s a River | 14 Once Upon a Time | 15 Someone Somewhere in Summertime | 16 See the Lights | 17 All the Things She Said | 18 Don’t You (Forget About Me) | 19 Let it all Come Down | 20 Ghost Dancing
Zugaben: 21 Speed Your Love to Me | 22 Alive and Kicking | 23 Sanctify Yourself
40
40 – Simple Minds können auf eine ebenso lange und erfolgreiche Karriere blicken und gehören mit über 60 Millionen verkauften Tonträgern zu den Großen im Geschäft. Trotzdem wirken sie bodenständig, einfach echt und schlicht hoch sympathisch und zum „Anfassen“.
40 – Auch wenn das Konzert verschoben werden musste, hält das die Legenden nicht davon ab, ebenso agil und „auf Zack“ zu performen, wie zu ihren Anfangsjahren über vier Dekaden zuvor. Da bleibt eigentlich nur knapp zu sagen: Respekt; ihr könnt den jungen Musiker:innen definitiv noch etwas vormachen.
40 – Diese Zahl scheint mich dieses Jahr besonders zu beschäftigen, ist sie auch für mich relevant geworden. Beweis genug, dass man mit den Jahren nur reifer und nicht einfach nur älter wird. Und auch das Älterwerden darf mit Spaß und Würde zelebriert werden. Simple Minds, vielen Dank für diese Erkenntnisse!
Fazit
Es ist lange her, dass man selbst mich wirklich beeindrucken konnte, aber diese Legenden schafften es an diesem Abend. Und auch ich freute mich, Helden meiner Kindheit live erleben zu dürfen. Ein Blick ins Publikum verriet, es erfreuten sich nicht nur Fans der ersten Stunde und ersten Jahre, sondern die Schotten gewannen auch an diesem Abend eine neue Generation für sich. Die gute Mischung aus Avantgarde, Art-Rock, Pop und Instrumental mit gutem Sinn für Humor und der nötigen Ernsthaftigkeit gleichermaßen traf auch im Jahre 2022 noch den Zahn der Zeit und suchte sich den Weg ins Ohr und ins Gedächtnis.