18. September 2015: Der Tag begann zu einer deutlich unchristlichen Zeit. Um 05:30 Uhr klingelte dieser Apparillo neben meinem Kopf, um mir zu sagen, dass ich doch bitte meinen Hintern hochkriegen soll.
Da aber ein Undergroundkonzert am Abend anstand, war die Vorfreude so groß, dass mein elektrischer Freund mich mal kreuzweise konnte.
Den Tag überstanden, ging es gegen 19:30 Uhr zum Bandhaus nach Leipzig.
Das Bandhaus liegt zwar am ADW, allerdings ist die Location wirklich schön. Kaum kommt man rein, befindet sich rechts eine Bar, die etwas abgetrennt ist, und darauf folgt der große Konzertraum, der unterhalb liegt und somit den Undergroundvibe versprüht.
Bandcommunity Leipzig e.V. Mitarbeiterin Katja engagiert viele Bands und legt dabei Wert auf einen guten Mix. Solch ein Engagement wünscht man sich öfter. Später am Abend stand sie wild bangend neben mir – so muss das sein!
Vier Bands, die es galt live zu erleben, standen für heute auf der Liste: Dying Humanity, Barreleye, Bloodland und Dimeless.
Dying Humanity wie auch Barreleye haben erst kürzlich neues Material veröffentlicht, entsprechend hoch waren die Erwartungen an ihre Auftritte.
Vor Konzertbeginn um 20:30 Uhr wurden noch ein paar Freunde und alte Gesichter begrüßt, gleich darauf konnte es auch schon losgehen.
Barreleye machten pünktlich den Anfang und ließen Hardcore auf Death Metal/Metal treffen.
Vor Kurzem haben wir uns erst in einer Rezension mit ihrer aktuellen Scheibe „Urged To Fall“ auseinandergesetzt und so erwartete ich viel – und wurde auch nicht enttäuscht.
Einen derart grandiosen Opener habe ich schon lange nicht mehr gesehen. Mit „From The Inside“ ging es direkt los und die Jungs machten klar, dass sie den Posten des Eröffnungsacts schon mal gar nicht verdienen. Ab der ersten Sekunde gaben Danilo und Freunde dermaßen Gas, dass die Köpfe nur so mitwippten.
Ebenfalls positiv zu vermerken: Vor mir haben locker 3-4 Damen ihr langes Haupthaar geschwungen. So etwas sieht man nur selten.
Fronter Micha klang wie auf Platte und die Instrumentalisten hätten perfekter nicht spielen können. Ein Unterschied zwischen Studioaufnahme und Livekonzert ist bei Barreleye kaum zu hören. Zudem merkte man ihnen ihre Spielfreude stets an.
Gerade die groovigen Parts heizten der Meute ein. Drummer Henry kam zuerst ganz unscheinbar daher, war aber eine Kanone am Schlagzeug – und ziemlich tight.
Wer die Jungs mal buchen möchte, kann den Openerslot gleich vergessen und sie kurz vor dem Hauptact oder stattdessen einsetzen. Damit würde niemand einen Fehler begehen.
Einzig Micha tat sich mit seinen Ansagen etwas schwer; kurz und knackig ist manchmal einfach besser. Ansonsten war der Auftritt mit neuem Material super und hat ordentlich Spaß gemacht.
Als Nächstes hätte die Band Liljana die Bühne betreten, diese mussten aber aus gesundheitlichen Gründen absagen, weshalb Bloodland in den Ring stiegen.
Brutal Deathgrind der einfachsten Sorte und Kunstblut standen auf dem Programm. Das mögen viele, mich törnt das eher ab. Nichtsdestotrotz waren die Jungs sehr sympathisch, doch die Musik war für den Abend, der durch moderne Klänge dominiert wurde, eher schwierig. Einzig die Misery Index Grooveparts sind im Ohr geblieben; was nicht an den Riffs lag, die waren Nebensache und auch nicht unbedingt gekonnt und gut ausgearbeitet.
Hinzu kommt, dass das Set viel zu lang war und sie das Publikum nicht unbedingt auf ihre Seite bekamen. Schade, aber ein Brutal Death Metal Abend wäre dann eher was für die Band gewesen. Dafür konnten sie mit kleinen Schnäpsen und Partystimmung punkten. Für Fans des Genres definitiv mal ein Hören wert.
Es war mittlerweile ungefähr 23:00 Uhr und mein Kopf schrie schon lange „schlafen!“ Ist nicht, denn jetzt folgte der eigentliche Star des Abends.
Dying Humanity waren – wie schon erwähnt – mit neuem Material am Start. „Deadened“ heißt die Scheibe, die auch zum Besten geben wurde.
Im Publikum blieb das Jungvolk aus, wodurch es Dying Humanity schwer hatten. So richtig punkteten sie nicht.
Ihr neuer Fronter konnte durch eine Till-Lindemann-Performance überzeugen, jedoch war er kein Vergleich zum Vorgänger. Die Chemie zwischen Publikum und Band wollte nicht so recht zum Knistern gebracht werden.
Die Songs waren dennoch stark und technisch passte alles. Alte Hits sowie Songs à la „Abused“ waren natürlich mit von der Partie. Die ziehen auch eigentlich immer wieder, aber an diesem Abend wollte dies nicht so recht funktionieren.
Drummer Danny ist allerdings nach wie vor ein Tier und schien das Ganze im Schlaf zu spielen. Die Gitarrenfraktion agierte ebenfalls sehr routiniert.
Lediglich das Gefühl, die Bühne sei zu klein, blieb, denn viel Rumlaufen oder Stellungswechsel waren nicht drin, weshalb die Jungs etwas verloren auf dem Ding standen.
Opener vorbei, es war irgendwas um 01:00 Uhr und der Rauschmeißer stand an. Der wohl ungewollteste Liveslot. Irgendwer muss es aber machen – und siehe da, Dimeless war die Überraschung des Abends.
Mit ihrem Pantera/Machine Head Rock ’n‘ Roll Metal brachten sie das noch dagebliebene Publikum zum Kochen. Die ersten Reihen drehten ihre Köpfe, Sänger Victor lief ins Publikum und hatte scheinbar einfach richtig Bock. Um diese Uhrzeit wirklich bemerkenswert.
Spielerisch überzeugten alle von Dimeless. Joe haute an der Gitarre die geilsten Riffs raus und ihr Drummer knallte dermaßen ins Schlagzeug, dass ich Angst hatte, bei den Snareschlägen hinzuschauen. Sänger Victor hat so eine gute Rockstimme, dass man Gänsehaut bekam.
Mit ihrem hessischen Charme zogen sie die Meute auf ihre Seite. Es gab diverse Zugaben und eine kleine ‚Wall of Death‘. Zum Ende wurde auch noch mal Katja gedankt, die über diesen Zuspruch sichtlich erfreut war.
Dimeless sollte jeder mal gehört haben!
Abschließend wurde noch eine CD sowie ein Shirt mitgenommen. Das muss einfach sein, denn ehrlicher könnt ihr die Bands nicht unterstützen.
Da ist man auch gerne erst um 03:00 Uhr im Bett. Mein Nacken schmerzt heute immer noch. Ein gutes Zeichen …
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Datum: 18.09.2015
Location: Bandhaus, Leipzig
Copyright Artikelbild: Bandhaus, Leipzig (Bandcommunity Leipzig e.V.)