Ich bin derzeit in großer Ranking-Laune. Was soll ich sagen, ich liebe es, Listen zu erstellen. So haben wir euch kürzlich sowohl unsere – subjektiven – Highlights des „Filmjahres 2021“ als auch die entsprechenden „Flops“ präsentiert.
Ein Film, der es – womöglich entgegen der Erwartung vieler Leser:innen – weder in die Glanzpunkte, noch in die „Lowlights“ aus 2021 geschafft hat, war der absolute Kassenschlager „Spider-Man: No Way Home“ – die dritte Auskopplung mit Tom Holland als Spidey Peter Parker.
Dennoch möchten wir den neuesten Blockbuster aus dem MCU zum Anlass nehmen, eine höchstpersönliche Liste der bisherigen Spider-Man-Kinofilme in einem Ranking vorzustellen.
Und nun widmen wir uns ohne weitere Umschweife den Leinwand-Spinnenhelden.
Bestenliste der bisherigen Netzschwinger und Wandkrabbler
9. The Amazing Spider-Man 2: Rise of Electro
Der zweite Spider-Man-Film des Regisseurs Marc Webb (was für ein unglaublich passender Name!?) mit Andrew Garfield in der Hauptrolle nimmt meines Erachtens unstreitig den letzten Platz in einer solchen Liste ein.
Eine beachtliche Besetzung und die Inszenierung einer der ikonischsten und tragischsten Szenen der Comic-Geschichte für die Leinwand mit Spidey und seiner großen Liebe Gwen Stacy vermögen nicht darüber zu täuschen, dass sich „Amazing Spider-Man 2“ wie ein überladenes Musikvideo anfühlt. Die Dramaturgie ist schwachbrüstig und vor allem Jamie Foxx ist als Max Dillon alias Electro derart peinlich klischeehaft, dass es schmerzt. So kommt es nicht von ungefähr, dass Electro als Schurke in „Spider-Man: No Way Home“ ein komplett neues Design erhält. Die Ausstattung und die Spezialeffekte sind – sonst überwiegend – makellos; und auch Andrew Garfield und Emma Stone hätten schlicht einen besseren Abschluss verdient.
8. Spider-Man: Far From Home
Es folgt unmittelbar „Spider-Man: Far From Home“, ebenfalls ein zweiter Teil, diesmal mit Tom Holland als Hauptfigur.
Dabei ist die Prämisse einer Mischung aus Roadtrip und Superhelden-Film grundsätzlich durchaus ansprechend – allein der Film schöpft dieses Potenzial nicht aus.
Einige Zeit der Spieldauer wird mit Klischees und Belanglosigkeiten verschwendet; gerade die Liebesbeziehung zwischen Michelle „MJ“ Jones und Peter Parker gerät hier recht fade und gefühllos, hier ist keine richtige Chemie spürbar. Vor allem verstärkt sich der Eindruck, dass Tom Hollands Peter Parker kein „richtiger“ Spider-Man ist. Zu sehr ist die Figur von Iron Man Tony Stark abhängig und diesem angenähert. Im Übrigen ist der grundsätzlich hervorragende Jake Gyllenhaal vorliegend sträflich unterbeschäftigt und bleibt als klassischer Bösewicht Mysterio ziemlich blass. Einige Actionszenen sind solide, insgesamt hält dieser Film jedoch nur wenig Erinnerungswürdiges bereit.
7. Spider-Man: Homecoming
Was gerade schon angedeutet worden ist, verdeutlicht sich anhand von Platz 7: „Spider-Man: Homecoming“.
So markiert das titelgebende „Homecoming“ von Jon Watts den ersten Spidey-Film innerhalb des erfolgreichen MCU sowie den ersten Solo-Auftritt von Tom Holland als Teenager-Netzkopf. Eine Heimkehr des Netzschwingers zu Marvel und seinen Freunden von den Avengers.
Mir will diese Interpretation von Spider-Man schlechterdings nicht recht gefallen. Es steht zwar Peter Parker drauf, aber tatsächlich steckt relativ wenig Peter Parker drin. Kein Onkel Ben, nichts über große Kraft und große Verantwortung, eine – geradezu merkwürdig – attraktive Marisa Tomei als May Parker und ein Spidey-Kostüm mit allerhand technischem Firlefanz. Keiner behauptet, dass eine klassische Figur stets unbedingt gleich interpretiert werden muss; dieser Wandkrabbler hat jedoch nur noch sehr wenig vom geliebten Spidey-Mythos und wirkt überwiegend wie eine Art Iron Man Junior.
Dadurch, dass der Titelheld schon aus „verschiedensten Universen“ bzw. anderen Filmen bekannt sein dürfte, meint man hier auf eine präzise Charakterzeichnung und Tiefe verzichten zu können. Diese Annahme geht fehl.
6. Spider-Man 3
Er sollte kein Ende einer Ära sein und hat als solches sicherlich auch nicht vollständig zu überzeugen gewusst: „Spider-Man 3“ von Regisseur Sam Raimi.
Ursprünglich sollte dieses erfolgreiche Spidey-Franchise noch einige Fortsetzungen nach sich ziehen; doch künstlerische Differenzen besiegelten das vorzeitige Ende.
Über die Schwächen des Finales der Trilogie, das 2007 letztmals Tobey Maguire als Protagonisten der Reihe zeigte, ist über die Jahre viel gesprochen und geschrieben worden. So sind freilich viel zu viele Figuren in die Geschichte eingewoben, insbesondere Superschurken. So präsentiert der Film das Debüt von James Franco als Grüner Kobold (jr.), etabliert Thomas Haden Church als Flint Marko alias Sandman – hier mehr oder weniger der Haupt-Widersacher der Titelfigur -, sowie Topher Grace als hasserfüllter Reporter Eddie Brock bzw. Venom. Gerade der recht überschaubare Auftritt und das Design des Letztgenannten dürften viele Spider-Man-Fans enttäuscht haben; schließlich ist der Symbiont im Allgemeinen einer der gefährlichsten, aber auch beliebtesten Feinde von Spidey. Und Venom wird hier in gefühlten 20 Minuten abgefrühstückt. Im Übrigen ist gerade dieser Teil oftmals befremdlich albern und tonal unpassend. Man denke nur an unzählige Tobey Maguire-Memes.
Bei aller Häme weist Raimis letzter Spidey-Film jedoch in seiner Figurenzeichnung und seinen intensiven Konflikten immer noch spürbar mehr Tiefe auf als etliche seiner Nachfahren. Viele der wesentlichen Figuren und Beziehungen hatten erheblich mehr Raum und Zeit, um zu gedeihen und zu wachsen. Davon profitiert dann auch ein Ableger, der für sich genommen weniger bedeutsam ist.
5. The Amazing Spider-Man
Ich kann mich noch erinnern, als wäre es gestern gewesen. Statt einer Fortsetzung zu meiner so geliebten Raimi-Maguire-Spider-Man-Reihe sollte nunmehr ein Reboot erscheinen: „The Amazing Spider-Man“ aus 2012. Neuer Regisseur und neuer Hauptdarsteller inklusive.
Während Regisseur Marc Webb das Kommando hinter der Kamera übernahm, schlüpfte erstmals Andrew Garfield in das Kostüm des jugendlichen Spinnenhelden. Wieder ein Spinnenbiss. Erneut der Widerstreit zwischen Privatleben und Heldendasein. Doch die anfängliche Skepsis sollte weichen. Der Film setzt auf recht gelungene Art und Weise geringfügig abweichende Schwerpunkte als die Trilogie von Sam Raimi; Peter ist hier eindeutig cooler und irgendwie lässiger als zuvor; die Actionszenen sind rasant und im Gegensatz zur neuesten Version funktioniert hier auch die Chemie zwischen Garfield und Emma Stone vortrefflich. Größter Feind dieser Interpretation ist nach meinem Dafürhalten ihr Erscheinungsdatum.
Die Sehnsucht nach einem „Spider-Man 4“ war einfach noch zu groß.
4. Spider-Man: No Way Home
Kurz vor den Medaillenplätzen, auf einem beachtlichen vierten Platz, landet nunmehr der Auslöser des ganzen Rankings: „Spider-Man: No Way Home“.
Ein Blockbuster, der die Kinokassen förmlich explodieren ließ, Alt und Neu, aber auch verschiedenste Universen und Realitäten des „Spider-Verse“ miteinander verbindet. Noch dazu schließt dieser Ableger die aktuelle Spider-Man-Reihe von Jon Watts – jedenfalls vermeintlich – ab.
Aus Rücksicht auf solche Spidey-Fans, die den Film womöglich immer noch nicht sehen konnten, wollen wir vorliegend auf Spoiler – nach wie vor – verzichten. Bereits der erste Trailer – „Hallo Peter.“ – verriet jedoch bereits vollmundig die Rückkehr von Alfred Molina als Doc Ock. Weiteren Bösewichten aus den Welten der unterschiedlichen Netzschwinger-Welten sollten Tür und Tor geöffnet werden.
„No Way Home“ hat naturgemäß einige ausgesprochen ikonische Szenen und einige handfeste Überraschungen. Im Gegensatz zu etlichen anderen MCU-Filmen beweist er auch an vielen Stellen die notwendige Sensibilität und Einfühlsamkeit. Die mangelnde Figurenentwicklung und Tiefe sind jedoch auch hier allgegenwärtig; die Beziehungen zwischen dem aktuellen Peter Parker und seinen Liebsten sind weniger intensiv. Ein besonderes Manko ist indessen die Darstellung von Doctor Strange, seines Zeichens Meister der Magie und Oberster Zauberer des Marvel-Universums. Hier allerdings eher ein fahrlässiger und leichtfertiger Stümper. Der Trailer spricht bereits Bände.
Der aktuelle „Spider-Man“ ist wie das gesamte aktuelle Franchise-Kino zu einem Großteil Nostalgie und Fanservice pur, verlässt sich oftmals darauf, dieses wohlige Gefühl beim Publikum auszulösen. Die eigentliche Handlung dient eher als Vorwand für ein entfesseltes Parallelwelt-Abenteuer.
3. Spider-Man
„Spider-Man“ aus dem Jahr 2002, quasi der Godfather aller modernen Superhelden-Filme.
Regisseur Sam Raimi und sein legendärer Cast mit Tobey Maguire, Kirsten Dunst, Willem Dafoe, J.K. Simmons und James Franco haben nicht nur die Filmwelt, sondern auch das Leben etlicher Jugendlicher und Erwachsener verändert. Nicht nur können es Superhelden auf die Leinwand schaffen, nein, sie können diese auch erobern. Der Start eines anhaltenden Triumphzugs.
Man wird sich hier über einige Schwächen unterhalten können, beispielsweise über das recht lachhafte Kostüm des Grünen Kobolds. Mache ich aber nicht; müssen andere machen. Dabei soll der Film hier nicht romantisch verklärt werden. Meines Erachtens ist Tobey Maguire als Außenseiter Peter Parker jederzeit glaubwürdig, Sam Raimi gelingt es, die Quintessenz von Spider-Man einzufangen und Willem Dafoe ist bis zum heutigen Tage einer der besten Marvel-Schurken. Dieser Netzschwinger stammt aus einer Zeit, in der Filme die Geschichten noch selbst erzählen und nicht lediglich auf Bekanntes verwiesen haben.
2. Spider-Man: Into the Spider-Verse
Bereits im Jahr 2018 ließ „Spider-Man: Into the Spider-Verse“ (der unsägliche deutsche Titel wird hier nicht genannt) – nach einem ähnlichen Konzept wie „No Way Home“ – Figuren aus unterschiedlichen Universen und Realitäten aufeinandertreffen. Dazu hielt der Film das Leinwand-Debüt von Teenager Miles Morales als Spidey bereit; Peter Parker tauchte in verschiedensten Farben und Formen auf.
Was soll man sagen? Dies ist schlicht und ergreifend einer der besten Animationsfilme aller Zeiten. Visuell bahnbrechend, actiongeladen, rasant, immer wieder urkomisch und unvergleichlich kreativ. Böse Zungen würden sagen: Nicht nur das ältere, sondern auch das wesentliche stärkere Parallelwelt-Abenteuer. Dann spreche ich wohl in bösen Zungen.
1. Spider-Man 2
Und da ist er nun, der ruhmreiche Spitzenreiter: Sam Raimis „Spider-Man 2“ aus dem Jahr 2004.
Wollen wir uns einigen Superlativen widmen? Das war eine rhetorische Frage, natürlich wollen wir das.
Meines Erachtens ist der zweite Teil der Raimi-Trilogie nicht nur – trotz der gewaltigen Schwemme an Superhelden-Produktionen – einer der besten Superhelden-Filme aller Zeiten; er ist allen voran eine der besten Fortsetzungen der gesamten Filmgeschichte.
So nehmen sich das großartige Drehbuch und der Regisseur die Quintessenz von Spider-Man, die man im Vorgänger so gekonnt herausgearbeitet hat, vor und vertiefen diese an den richtigen Stellen noch. Die Beziehungen von Spider-Man Peter Parker zu seiner Liebsten Mary Jane Watson, aber auch zu seinem besten Freund Harry Osborn werden immer schwieriger und komplexer. Alfred Molina überzeugt unnachahmlich als Schurke und getriebener Wissenschaftler Dr. Otto Octavius alias Dr. Octopus. Peter droht den Strapazen als Superheld zu erliegen („Spider-Man No More“), richtet sich jedoch im Verlauf einer tiefgreifenden und emotionalen Geschichte wieder auf. Das kann Superhelden-Kino nämlich auch.
Und wir wissen: Aus großer Kraft folgt große Verantwortung.
Welcher Spider-Man-Film hat euch in den letzten Jahren am meisten überzeugt?
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