Review
Wer braucht schon Bands wie Nine Inch Nails, Slipknot, Evanescence und Bring Me The Horizon im Alleingang, wenn er all ihre Trademarks zusammen in einer Formation vereint erleben kann? Zugegeben, ohne Zweifel bieten die genannten Szenegrößen ihre Qualitäten und unumstritten sollen sie auch weiterhin gehört werden, eine Erweiterung der Playlist sollten insbesondere Fans dieser Truppen jedoch mit dem aktuellen und inzwischen zweiten Album namens „Petrichor“ von der Berliner Band X-Vivo vornehmen.
Grund dafür ist der gelungene und von Post Rock-, Alternative Metal-, Core- und Industrial-Elementen beherrschte Mix des Quartetts, das mit satten zwölf Songs überzeugend unter Beweis stellt, was eine Band in Eigenregie zu leisten imstande ist.
Vom Auftreten der Band über ihre Musik bis hin zu den Inhalten („Petrichor“ stellt ein thematisch interessantes und in drei Kapitel gegliedertes Konzeptalbum dar, das damit gehaltvolle Lyrics liefert, nichtsdestotrotz aber auch unabhängig des inhaltlichen und strukturellen Rahmens in lockerer Form hörbar ist) wirkt bei X-Vivo alles (im angenehmen und äußerst positiven Sinne) stark konzipiert. Sie sind somit eine Band, die scheinbar überlegt handelt, dabei hinsichtlich ihres Images, Konzepts und musikalischen Wirkens jedoch nicht steril und kalkuliert, sondern professionell und ehrlich agiert.
So wundert es auch nicht, dass sich diese Professionalität ebenso in der Produktion widerspiegelt.
Das druckvolle und wuchtige Soundgewand wird vor allem den clever arrangierten Synthie-Zugaben mehr als gerecht, während auch die Gitarrenarbeit beeindruckend in Szene gesetzt wird.
Die ruhigen Songs leben hingegen vom Gesang, der ebenfalls sehr homogen in den Gesamtsound eingebunden wird.
Präsentieren X-Vivo bereits auf musikalischer Ebene eine enorme Bandbreite – die eingangs erwähnten Band-Referenzen verdeutlichen dies – fällt auch der Gesang auf „Petrichor“ sehr facettenreich aus. Von derben Shouts über Sprechpassagen bis hin zum Klargesang bieten X-Vivo eine großartig umgesetzte Palette stimmlicher Darbietungen, die die Atmosphäre und Intention eines einzelnen Titels stets unterstützen.
Immer dann, wenn zudem die gefühlvolle weibliche Stimme zum Einsatz kommt, was meistens in den balladeskeren Titeln der Fall ist, findet man eine Bestätigung für einen berechtigten Vergleich mit Evanescence.
Wer nun aber vermutet, X-Vivo besäßen darüber hinaus kein eigenes Profil, der irrt gewaltig, denn obschon immer mal wieder Einflüsse anderer Bands herauszuhören sind, bleiben jene stets bei vagen Anleihen, indes die Berliner diese musikalischen Anspielungen gekonnt in einen eigenen Sound transformieren. Somit liefert „Petrichor“ vom ersten bis zum letzten Ton einen innovativen und eigenständigen sowie harmonischen Genremix, der sich aufgrund der brillanten Umsetzung nicht hinter namhaften Bands verstecken muss.
Dass es dem Album darüber hinaus nicht an Abwechslung mangelt, zeigen sowohl die spannenden innersonglichen Entwicklungen als auch ein großes Spektrum an Emotionalität sowie einige Überraschungen, beispielsweise in Form des von hell-hallenden weiblichen Vocals begleitete Klavierstücks „The Waves Of The Ocean Are Gone“ oder das stimmungsvoll-melancholische Instrumental „At The Guillotine Gate“. Jene Tracks stehen in einem prägnanten Kontrast zu treibenden Titeln wie z.B. „The Eyes Of The Wolves Awake“. Freunden der eingängigen und schnelleren Songmachart könnten diese Titel eventuell den „Hörflow“ unterbrechen und insgesamt zu ruhig sein, gleichzeitig untermalen sie das inhaltliche Geschehen und holen den Hörer damit zurück in das Konzept. Der Wechsel von schnellen zu langsamen Tracks führt daher unweigerlich zum Hin- und genaueren Zuhören. Und das ist gut so, denn hinter „Petrichor“ stecken Texte, die durchaus Aufmerksamkeit verdienen.
Video
Tracklist
01 Echo Of The Unseen
02 Hail The King
03 Legion
04 Aphelion
05 At The Guillotine Gate
06 I Walk In The Flames
07 Written In Stains
08 The Waves Of The Ocean Are Gone
09 The Eyes Of The Wolves Awake
10 The Dust I Breathe
11 Reviving The Ground
12 Perihelion
Details
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Label: Eigenproduktion
Vö-Termin: 29.04.2017
Spielzeit: 52:29
Copyright Cover: X-Vivo
Über den Autor

[…] DeepGround.de: Somit liefert „Petrichor“ vom ersten bis zum letzten Ton einen innovativen und eigenständigen sowie harmonischen Genremix, der sich aufgrund der brillanten Umsetzung nicht hinter namhaften Bands verstecken muss. […]
[…] sattes Riffing einsetzt und X-VIVO eines dieser unerbittlichen Elektro-Gemetzel veranstaltet. • DeepGround.de: Somit liefert „Petrichor“ vom ersten bis zum letzten Ton einen innovativen und eigenständigen […]