Review

Dänischer fröhlich-melancholischer Post Punk über den amerikanischen Traum? Die 2006 gegründete Kopenhagener Band The Foreign Resort hat diese erst mal seltsam anmutende Mischung als Erfolgsrezept für ihr nunmehr fünftes, 2016 bei Reptile Music erschienenes Album verwendet. Herausgekommen ist mit der EP „The American Dream“ auf knappen 23 Minuten der Soundtrack zu einer Fahrt durch das Nachtleben unserer Metropolen. Durch das nicht immer ganz so heitere Programm führen dabei Frontmann Mikkel B. Jakobsen und seine Kollegen Morten Hansen (Schlagzeug und Gesang) und Steffan Petersen an den elektronischen Saiteninstrumenten.

Der Opener „The New Blood“ beginnt mit glatten Beats und eingängigen Rhythmen. Mit Einsatz des leicht verzerrten Gesangs steigert sich der Song in gefälligen Strophen zu einer tanzbaren Melange; die Gitarren unterstützen den mechanisch-industriellen Klang mit klaren Melodien – Post Punk par excellence.

Um es nicht bei diesem Label zu belassen, geht es in „Suburban Depression“ weiter zurück in den New Wave der 80er Jahre. Dabei streuen die Guest Vocals von Dave Dupuis (Nightmare Air) eine gute Prise Shoegaze aus dem modernen L.A. ein. Emotional und getragen erzählt dieses Stück von der Anonymität der Großstadt und den Problemen der Identitätsfindung und Selbstwerdung, kurz „your own private hell“. Eine genaue Verortung erfolgt nicht, umso leichter fällt es dem Hörer, sich die ihm passende städtische Szenerie vorzustellen. Ob Kopenhagen, Berlin, Detroit, Hauptsache industrieller Charme der Vergangenheit. Entsprechend betet der wavig-verzerrte Chorus ein düsterclubtaugliches „Everybody Is Empty Now“, Trommeln und Halleffekte erzeugen eine kalte mechanische Atmosphäre und es bleibt die Frage „Is this what everybody is looking for“?

Wie als Antwort ertönen in „Onto Us“ Sirenen, die dann von schwermütigen Akkorden weggetragen werden, die die Eindrücke einer späten Clubnacht widerspiegeln, denn „nothing is quite what it seems“.

The Foreign Resort (Copyright: The Foreign Resort)

The Foreign Resort (Copyright: The Foreign Resort)

Damit sich keiner in diesen Bildern verliert, folgt etwas beschwingte Abwechslung. Mit „Under Bright Neon Stars“ wird es radiotauglich, wenn nicht sogar explizit poppig. Nicht umsonst war das die Singleauskopplung in den USA, wo das Album schon 2015 produziert und released wurde. Der Gesang erinnert in Kombination mit den beschwingten Melodien an Brit Pop und doch wird es nicht kitschig, sondern bleibt bodenständig gefühlvoll.

Der fünfte und letzte Titel „Skyline/Decay“ schließt die EP klassisch postpunkig ab. Zarte Synthesizerklänge werden durch schlichte Beats erweitert und steigern sich mit Gitarre und Gesang zur Grauzeichnung einer Clubszene.

Nicht ganz so schwermütig in der Tonlage wie Pink Turns Blue, nicht so ausschweifend in den Gitarrenriffs wie Double Fuzz, aber insgesamt durchaus ein gangbares Potpourri für eine postpunkige Playlist zwischen den Lichtern der Stadt.

Video

Tracklist

01 The New Blood
02 Suburban Depression
03 Onto Us
04 Under Bright Neon Stars
05 Skyline/Decay

Details

The Foreign Resort – Facebook

Label: Reptile Music
Vö-Termin: 19.02.2016
Spielzeit: 23:15

Copyright Cover: Reptile Music



Über den Autor

Maria
Tunichtgut von Welt