Review
Svin sind (musikalisch gesehen) der Meinung, dass die Grenzen dieser Kunst immer wieder ausgeweitet werden können. Dies bewiesen sie bereits auf ihren ersten Veröffentlichungen, indem sie improvisierten Jazz mit einer Menge Noise-Chaos mischten. Doch nun scheint man sich in dieser Hinsicht etwas beruhigt zu haben und sucht auf „Missionaer“ nach neuen Inspirationen.
Zwar quäkt immer noch das Saxophon stets dazwischen, aber mit den Songaufbauten hält man das Album deutlich gefasster. Auch scheint dieses Mal viel mehr die Atmosphäre im Vordergrund zu stehen, was einen Umbruch im Stil von Svin zu sein scheint.
Die Band arbeitet abseits der ganzen Impro-Ansätze, die man „Missionaer“ nicht absprechen kann, mit viel mehr Elementen. So spielen Svin verstärkt mit verschiedenen Klängen und eingängigen Strukturen, was einen Einstieg um einiges vereinfacht. Besonders „Kirkeorgelsafrikaner“ zeigt, wie man mit verschiedenen Mitteln eine Menge erreichen kann. Der Titel hält die Dynamik hoch, selbst mit einem Saxophon, das ihn episch einleitet, und orientalischen Zügen im weiteren Verlauf.
Leider gibt es immer noch Ambitionen zum Drone, zu hören in „Japser“. Warum „leider“? Weil dieser Song weder einen Höhepunkt noch sonstige prägnante Inhalte bietet.
„Stella“ verfährt nach dem gleichen Prinzip, allerdings setzen Svin hier mehr melodische Akzente, was der Atmosphäre sehr viel Raum verleiht. Zudem verfällt die Band zum Ende hin zwar wieder in die alten Gewohnheiten zurück, alles auf einmal vom Stapel zu lassen, dieses Mal aber auf eine angenehme Art und Weise.
Darüber hinaus wirkt so manche Passage sehr bedrohlich, während sie an sich doch einen äußerst fesselnden Groove fährt. Hier verschafft man sich merklich eine akustische Identität und der Hörer kann gedanklich den Intentionen der Jungs besser folgen, als noch auf dem Vorgänger. Die eine oder andere anstrengende Stelle bleibt dann aber doch nicht aus.
Svin gehen auf „Missionaer“ immer noch in die Extreme, was dann auch nur auf die entsprechende Hörerschaft zugeschnitten sein sollte.
Jedoch muss man gestehen, dass man dem Album auch als Normalsterblicher durchaus etwas abgewinnen kann.
Es klingt interessant und vor allem verliert sich der Hörer nicht in der künstlerischen Freiheit der Band.
Daher allein aus der Überraschung heraus verdiente vier Sterne für „Missionaer“.
Video
Trackliste
01 Dodskontainer
02 Faergen Ellen
03 V
04 Japser
05 Kirkeorgelsafrikaner
06 Stella
Details
Svin – Homepage
Svin – Facebook
Label: PonyRec
Vö-Termin: 21.10.2016
Spielzeit: 38:31
Copyright Cover: PonyRec