Review
Sechs Jahre ist es her, dass die französischen Industrial-/Goth-Rocker PORN ihre letzte Veröffentlichung unter das hörwillige Volk gebracht haben. Während sich Frontmann Philippe Deschemin in dieser Zeit mit dem Sideprojekt An Erotic End Of Times musikalisch auslebte, unlängst unter dieser Flagge sein Debüt „Chapter One“ herausbrachte und auch schriftstellerisch aktiv war (neben zwei veröffentlichten Kurzgeschichten publizierte Deschemin den Science-Fiction Roman „Contoyen“), mussten sich Fans des Hauptprojekts hinsichtlich neuen Materials in Geduld üben. Nun hat das Warten ein Ende und PORN kehren mit „The Ogre Inside“ und neun neuen Songs zurück.
„The Ogre Inside“ ist das dritte Album der Band und PORN zeigen darauf, dass ihnen vor allem Atmosphäre wichtig ist. Mit düster-melancholischem skandinavischem Touch tönen die Songs aus den Boxen und vereinen die Stärken von Industrial Rock und Gothic Metal.
Insgesamt modern klingend und entsprechend gut produziert, spielen Ausflüge in traditionelle Interpretationsweisen der Genres immer mal wieder auf „The Ogre Inside“ eine Rolle und erinnern an die guten alten Zeiten, die von PORN gelungen in die Gegenwart adaptiert werden; ein bisschen Sentenced, eine Prise The 69 Eyes, ab und zu sogar etwas Marilyn Manson („Nothing but the blood“) und trotz diverser weiterer Szenegrößen, die einem beim Hören in den Sinn kommen, permanent eigenständig.
Ein beliebtes Stilmittel, das PORN auf „The Ogre Inside“ ganz zu ihrem machen und (für einige Hörer leider zu häufig) ausreizen, ist die gewollte Monotonie durch Wiederholungen. Repetitive Phasen reihen sich so aneinander, immer gleiche Riffs wirken wie in einer Endlosschleife (wie u.a. in „She holds my will“) und es hat dadurch den Anschein, als fehle es dem Album auf seiner Gesamtlänge an Raffinessen.
Diesbezüglich bleibt zudem nicht aus, dass gerade diese Stellen sehr simpel erscheinen.
Darüber können auch der angenehme und genrekonforme Gesang, der durch die instrumentale Lethargie die Hauptaufgabe hat, die Songs zu tragen und an die Hörer zu transportieren, die integrierten Sprachsamples von Aleister Crowley oder die guten, oftmals sogar sehr eingängigen Melodien nicht hinwegtäuschen. Wer allerdings auf ähnlich konstruierte Songs wie beispielsweise „Bitter Sweet Symphony“ von The Verve abfährt, der wird in den entsprechenden Titeln auf „The Ogre Inside“ kleine Offenbarungen finden.
Für die einen liefern PORN mit „The Ogre Inside“ somit ein eher schwer zugängliches Album ab, für die anderen servieren sie einen knapp 52-minütigen stimmungsvollen Rundumschlag im Gothic Metal und Industrial Rock Bereich, der zum intensiven Hören unter Kopfhörern einlädt. All jene, die zur letzteren Fraktion gehören, werden dann allerdings feststellen, dass das Album einen so schnell nicht wieder loslässt. Gerade jetzt im Winter ein schöner Soundtrack zu kalten Nächten.
Video
Tracklist
01 Sunset of cruelty
02 She holds my will
03 Nothing but the blood
04 May be the last time
05 Close the window
06 Death does not last forever
07 Heavy is the crown
08 You will be the death of me
09 The Ogre inside
Details
PORN – Facebook
PORN – Bandcamp
Label: Echozone / Soulfood
Vö-Termin: 20.10.2017
Spielzeit: 51:33
Copyright Cover: Echozone