Review

Schon in seinem Auftakt „Druide der Spiegelkrieger“ hat es Selfpublisher-Autor Werner Karl geschafft, die Leser für seine pseudohistorische Fantasy einzunehmen. Mit „Königin der Spiegelkrieger“ wird die Trilogie weiter fortgesetzt – und das auf konsequente Art und Weise. Umso vorteilhafter ist es, die bisherige Handlung und Figuren bereits zu kennen, zumal sich Werner Karl nicht mit Resümees oder geschickt eingeflochtenen Erklärungen aufhält. Lediglich das abermals im Anhang zu findende Personenregister gewährt einen Gesamtüberblick über die wichtigsten Figuren seines Romans.

Und so katapultiert Werner Karl seine Leser direkt im ersten Kapitel mitten ins Geschehen. Nach aufwühlenden Kämpfen, überraschenden Wendungen und dem einen oder anderen Verlust lieb gewonnener Charaktere im ersten Teil setzt sich die Geschichte vor dem historischen Hintergrund des römisch besetzten Britanniens nahtlos fort.
Von den Picten besiegt oder vertrieben, beginnt für die Römer ein Kampf ums Überleben. Detailreich und ausführlich widmet sich Werner Karl seinen Ausführungen über die auf der Flucht befindlichen römischen Legionäre. Dies sorgt für einige langatmige, stark historisch geprägte Stellen, allerdings – und das schwächt den Kritikpunkt wieder ein wenig ab – geben gerade diese Passagen gute Einblicke in die historischen Fakten, die den geschichtlichen Bezug innerhalb des Romans hervorheben.

Fantasyfans werden dabei jedoch längere Zeit auf Genre-Elemente verzichten müssen, denn der fantastische Aspekt der „Spiegelkrieger“-Trilogie kommt insgesamt im zweiten Band eher gemächlich zum Vorschein. Somit braucht „Königin der Spiegelkrieger“ – anders als der Vorgängerband – ca. 200 Seiten, bis die Fantastik spürbar wird und zunimmt. Währenddessen dominiert der historische Kontext, in den die Handlung gebettet wurde. Ein etwas unausgewogenes Verhältnis, bei dem es wünschenswert gewesen wäre, den Fokus deutlicher (oder zumindest frühzeitiger) auch auf die Fantasy zu legen.
Ebenfalls wurde durch die Konzentration auf die geschichtliche Seite des Werks einiges an Potenzial verschenkt, denn wenig Beachtung wird dem Umstand beigemessen, dass aus den mittels Bluttrank hervorgebrachten Spiegelkriegern, den wiedererweckten Toten, nun dem Blutrausch verfallene Dämonenkrieger werden. Bleibt die Hoffnung, dass dies betreffend im finalen dritten Teil noch einmal Gas gegeben wird.
Liebhaber historischer Romane werden hingegen umso mehr auf ihre Kosten kommen, denn all die Recherchearbeit und das Hintergrundwissen Werner Karls spiegeln sich in nahezu jeder Historien-geschwängerten Zeile wider.

Die besagte „historische Korrektheit“ kommt zudem in den Schilderungen der erneut zahlreich stattfindenden Kampfszenen auf ein Neues gelungen zum Ausdruck. Bildreich beschrieben, betont Werner Karl nicht wie seine Genre-Kollegen die gerne hervorgehobene „Epik“ einer Schlacht, sondern ihre grausame und realitätsnahe Seite, die in abgetrennten Gliedmaßen, strömendem Blut und leichenübersäten Schauplätzen mündet. Der Autor verschließt seine und die Augen der Leser nicht vor den Ausmaßen derartiger bestialischer Kämpfe, sondern skizziert ungeschönt und dadurch stets glaubwürdig die Schlachten und dessen Folgen. Selten erlebt man dabei ein Happy End.

Dies bleibt den Lesern generell im zweiten Band weitgehend verwehrt, denn wie schon zuvor in „Druide der Spiegelkrieger“ wartet am Ende von „Königin der Spiegelkrieger“ ein Cliffhanger auf den Leser, der noch Großes für das Finale erwarten lässt.

Bis man den Spannung erhaltenden Abschluss des Romans jedoch auf Seite 498 erreicht hat, treibt Werner Karl seine Leser dadurch an, indem er sich in einzelnen Aspekten der Handlung bedeckt hält. Mysteriöse Vorgänge, Geheimnisse, Intrigen und ein Kleinkind mit ominösen Fähigkeiten sowie einer geheimnisvollen Aura sind diesbezüglich nur einige der vielen Unklarheiten, die den Leser lange in den Bann ziehen und ihn an das Buch fesseln.

Werner Karl (Copyright: Thomas Heuchling, Coburger Tagblatt)

Werner Karl (Copyright: Thomas Heuchling, Coburger Tagblatt)

Die Neugier auf den Fortgang der Handlung ist nicht nur geweckt, sondern wird zudem perfekt aufrechterhalten. Äußerst positiv insofern, da somit sowohl die ausgedehnten „History“-Passagen im Nu zu verfliegen scheinen als auch über die – anders als noch im ersten Teil – häufiger auftretenden Rechtschreib- und Flüchtigkeitsfehler leichter hinweggesehen werden kann. Letzteres sei dem Selfpublisher jedoch verziehen, handelt es sich doch um keine gravierenden Verfehlungen, die den Lesefluss nennenswert stören würden. Wer selbst Texte schreibt, wird wissen, dass man derart in seinen Worten und Inhalten gefangen ist, dass man schließlich „vor lauter Wald die Bäume nicht mehr sieht“ und auch nach mehrmaligem Durchlesen einige Fehler schlicht übersieht. Das macht den Autor jedoch gleichzeitig sympathisch und zeugt davon, dass hier jemand voller Eifer am Werke war. Sollte allerdings ein externes Lektorat für die Endfassung des Romans verantwortlich gewesen sein, wäre ein „Anbieterwechsel“ angeraten.

Mit „Druide der Spiegelkrieger“ kann die „Königin“ der Armee der wandelnden Toten aus oben genannten Gründen nicht ganz mithalten, nichtsdestotrotz kann auch keine Rede von einem reinen Lückenfüller sein, denn eindeutige Stärken weist der Roman in Sachen Detailreichtum, Figurenausarbeitung und historischer Korrektheit auf. Selbst philosophische Fragen schneidet Werner Karl an, indem seine weibliche Protagonistin auf Seite 218 innerlich monologisiert: „Was ist ein Menschenleben wert, wenn es beliebig oft vorhanden ist?“ Eine interessante Fragestellung, dessen Weiterverfolgung den Umfang des Werkes gesprengt hätte, den einen oder anderen Leser jedoch eventuell zum Nachdenken anregt. Lange wird man sich damit vermutlich nicht aufhalten, denn Band 3 der „Spiegelkrieger“-Trilogie ist schon erschienen und man kann es nicht anders sagen, der Leser wird heiß drauf sein, zu erfahren, wie die History-Fantasy-Geschichte weitergeht bzw. enden wird.

Trailer

Inhalt

Einst war sie eine Römerin.
Jetzt ist sie die Königin der Picten.
Ihr Ziel ist die Befreiung Britanniens von den Römern.

Die Armee der Spiegelkrieger hat die Schlacht am Hadrianswall gewonnen. Doch immer noch ist der größte Teil Britanniens von Römern besetzt. Und in den eigenen Reihen gibt es einen Verräter, der seine eigenen Pläne mit der dunklen Macht hat …

(Quelle: Werner Karl)

Autor

Werner Karl ist Selfpublisher-Autor mehrerer Romane und Erzählungen aus den Bereichen Fantasy und Science-Fiction.

Werner Karl – Homepage
Werner Karl – Facebook

Trilogie

Spiegelkrieger-Trilogie:
01 Druide der Spiegelkrieger
02 Königin der Spiegelkrieger
03 Dämon der Spiegelkrieger

Details

Format: Taschenbuch
Vö-Datum: 08.02.2015
Seitenzahl: 510
ISBN: 978-1507721094
Sprache: Deutsch
Verlagshomepage: Selfpublisher

Copyright Cover: Designstudio Daniela Roith / Werner Karl



Über den Autor

Conny
"Das Durchschnittliche gibt der Welt ihren Bestand, das Außergewöhnliche ihren Wert." - Oscar Wilde