Review

Auf den ersten Blick ist „The Ark – Die letzte Reise der Menschheit“ ein klassischer Sci-Fi-Roman. Das Mehrgenerationen-Schiff auf Besiedlungsmission tauchte so schon in zahlreichen genretypischen Storys auf. Wer davon genug gelesen hat, sollte aber nicht vorschnell die Flinte ins Weltraum-Korn schmeißen, denn schon nach den ersten Seiten mischt sich eine gute Menge Krimi und Politthriller hinzu. Ob der Mix insgesamt gelingt oder sich Buch-Debütant Patrick S. Tomlinson damit übernommen hat, klären wir jetzt.

Das Setting ist, wie erwähnt, zunächst klassisch im Science-Fiction-Bereich. Als am Rande unserer Galaxie ein mysteriöses Schwarzes Loch auftaucht, tun sich alle Regierungen der Erde zusammen, um gemeinsam ein gigantisches Rettungsschiff – die Arche – zu bauen. Darauf fanden vor über 200 Jahren dann 50.000 Menschen Platz, die seitdem auf dem Weg zu einer neuen Heimat sind. Strenge Regeln und Ressourcenknappheit sind an der Tagesordnung.

Unter den Nachkommen dieser ausgewählten Besatzung ist auch Bryan Benson. Benson trägt schon vor all seinen Taten einen Makel mit sich herum: Seine Vorfahren haben es nicht rechtmäßig durch den Auswahlprozess geschafft, sondern haben betrogen, um an Bord der Arche aufgenommen zu werden. Dennoch hat der Mann mittleren Alters in seinem Leben einiges geschafft. Er ist ein ehemaliger Sportstar, der nun als Polizist „kaltgestellt“ wurde, denn eigentlich braucht man auf der Arche trotz der strengen Gesetze keine Gesetzeshüter. Bislang – das Verschwinden eines Wissenschaftlers ist der Beginn seines größten Falls.

Dabei sollte ein verschwundener Mensch gar kein Problem sein, denn allen Bewohnern der Arche wird nach der Geburt ein Implantat eingesetzt, mit dem sie nicht nur drahtlos kommunizieren, sondern auch geortet werden können. Das sollte also auch ein ehemaliger Sportstar wie Benson ohne Fallerfahrung hinbekommen. Und ja, das klingt nach einigen Fehlentscheidungen, Ratespielchen und ein bisschen Stümperei in der Ermittlungsarbeit. Ehrlicherweise verhält sich Benson auch genau so ‑ seine Kollegen, die ihm helfen sollen, fairerweise aber auch.

So gerät der Protagonist in eine Sackgasse nach der nächsten. Trotzdem schafft es der Autor, die Geschichte mit Spannung zu erzählen. Dass sich nach und nach eine politische Komponente hinzugesellt, erhöht dabei vor allem die Glaubhaftigkeit der Story. Denn ganz ehrlich: Egal wie sorgfältig die Besatzung ausgewählt wurde, manche menschliche Eigenschaften wird man dadurch nicht los, vor allem wenn die Menschen in einem Goldfischglas eingesperrt sind.

Mit einigen Rückschlägen, aber hohem Unterhaltungsfaktor schlägt sich Benson also durch seinen ersten Fall. Nur der Sci-Fi-Anteil gesellt sich nach und nach in den Hintergrund. Je nachdem wie sich die Story weiterentwickelt, könnte der sogar noch geringer werden. Worauf Leser von Tomlinson aber wohl nicht weiter verzichten müssen, ist der Humor und die zwischenmenschlichen Anspielungen, die sich eindeutig an ein erwachsenes Publikum richten. Hier schlägt wohl voll durch, dass der Autor eigentlich Comedian ist.

Alles in allem ist „The Ark“ ein solides Roman-Debüt, das drei Genres geschickt miteinander verknüpft. Reinrassige Sci-Fi-Fans sollten hier vielleicht eher die Finger von lassen, wer allerdings Krimis verschlingt, darf trotz des Settings mal einen Blick wagen.

Inhalt

Die Einsätze sind hoch in Patrick S. Tomlinsons faszinierendem Science Fiction-Debüt – denn die Arche ist die letzte Hoffnung der Menschheit.

Nachdem die Erde zerstört wurde, sind die letzten 50.000 Menschen auf einem gewaltigen Raumschiff, der „Arche“, unterwegs zum nächsten bewohnbaren Planeten. Beinahe hundert Jahre hat die Reise bereits gedauert, erst die jetzige Generation von Bewohnern soll die Ankunft erleben. Das Leben an Bord ist streng reglementiert, jeder Bewohner ist über ein Implantat jederzeit zu orten. Dennoch verschwindet der brillante junge Wissenschaftler Edmond Laraby spurlos – und wird kurz darauf tot aufgefunden. „Selbstmord“, heißt es von offizieller Stelle, doch Detective Bryan Benson hegt Zweifel: Was hat es mit den Aufnahmen von Tau Ceti auf sich, die Laraby ausgewertet hat? Und wie hängt eine Geheimorganisation, deren Mitglieder sich durch Vortäuschen des eigenen Todes der Überwachung entzogen haben, in der Sache mit drin?

(Quelle: Knaur Verlag)

Autor

Patrick S. Tomlinson
lebt und arbeitet in Milwaukee, Wisconsin. Wenn er nicht schreibt, arbeitet er an seinem neuen Bühnenprogramm als Stand-up-Comedian. „The Ark – Die letzte Reise der Menschheit“ ist sein erster Roman.

(Quelle: Knaur Verlag)

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Details

Format: Taschenbuch
Vö-Datum: 03.04.2017
Seitenzahl: 416
ISBN: 978-3-426-52048-2
Sprache: Deutsch
Verlagshomepage: Knaur Verlag

Copyright Cover: Knaur Verlag



Über den Autor

Ivonne
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