Review
Steampunk, viktorianische Zeit und eine gutaussehende junge Dame auf dem Cover? Hell yes, „Lady Mechanika“ wirkt wie eine klassische Vertreterin dieses Genres. Was sich bereits in der Leseprobe zeigte, bestätigt sich nun mit der Vollausgabe.
Lady Mechanika ist der Künstlername der vor Weiblichkeit strotzenden Schwarzhaarigen, die das Cover des Comics ziert. Ihren echten Namen wüsste sie gern, doch hat sie jegliche Erinnerungen an ein früheres Leben verloren. Irgendwann fand man sie inmitten von Leichen. Und so wurde sie unfreiwillig ‑ aber dank der mechanischen Arme höchst effektiv ‑ zur Kampfmaschine (pun intended). Seither ermittelt sie auf eigene Faust.
Die heißeste Spur zu ihrem Schöpfer war – ein Jahr vor Einsetzen der eigentlichen Handlung – ein Fall über einen vermeintlichen Dämon, der sich als halbmechanische Kreatur Ucky mit sanftem Gemüt herausstellte. Bevor er ihr jedoch alle Fragen beantworten konnte, schalteten Lord Blackpools Männer die „Bestie“ aus. Mechanika bedankt sich entsprechend bei dem herzlosen Waffenhersteller.
Diese alte Feindschaft lebt wieder auf, als eine weitere junge Frau mit mechanischen Armen am Bahnhof von Mechanika City tot zusammenbricht. Während ihrer Ermittlungen muss Mechanika nicht nur feststellen, dass Blackpool sowie ihre alte Bekannte Commander Winter hinter diesem Geheimnis her sind, sondern auch ein mysteriöser Unbekannter. Der Ingenieur Caine, einst einer von Blackpools Männern, sorgte mit seiner ungeheuerlichen Forschung für eine Katastrophe in einer der Waffenfabriken. Seither war er untergetaucht.
Nun stellt er die dritte Partei in der gegnerischen Riege der Protagonistin dar. Diese hat zunächst nur einen Saufkumpan und Erfinder zu Hilfe ‑ möglicherweise vergrößert sich ihr Team jedoch bald um einen Doktor sowie eine ganze Zirkuscrew. Das alles wird sich allerdings erst im nächsten Band des Comics zeigen können. Traditionsbewusst stellt Autor Joe Benitez seinen Lesern nämlich erst einmal ausführlich seine düstere Welt des Steampunk vor.

Leseprobe aus „Lady Mechanika – Das Geheimnis der mechanischen Leiche (Band 1)“ | Copyright: Splitter Verlag
Hier wimmelt es von Erfindern, Innovationen und Ästhetik. Ganz nebenbei flicht er allerdings auch eine Mystery-Komponente ein. Denn die Welt von Mechanika scheint auch von Dämonen, Werwölfen und Co. bevölkert zu sein ‑ eine bisher gut gelungene Mischung, da sich dieser Anteil im Hintergrund hält. Wie sich Beschwörung, Nekromantie usw. zur (pseudo-)realen Steampunkwelt ins Verhältnis setzen lassen, muss er dann erst noch beweisen. Überfrachtung ist bisher allerdings noch nicht gegeben.
Die gleiche Gefahr droht aber gelegentlich in der Optik. Typisch Steampunk kommt hier alles opulent daher: Hintergründe, Kleidung, Details sowie die üppigen Formen der Protagonistin strotzen vor großartigen Kleinigkeiten, die beim Lesen entdeckt werden wollen. Dazu bedient sich Benitez allerdings auch sehr dynamischen Panels, die sich überlappen, ineinander aufgehen oder sonst wie verschachtelt sind. Außerdem ist der Comic sehr textlastig. Das alles resultiert auf manchen Seiten zu einem mittelschweren Chaos. Ein Schritt zurück, um sowohl Story als auch Optik gebührend zelebrieren zu können, täte diesem Format wirklich gut.
Abgesehen von der Ausführung, die im Detail eine Spur zu voll gepackt ist, bietet „Lady Mechanika – Das Geheimnis der mechanischen Leiche“ allerdings alles, was man von einem guten Steampunk-Comic erwarten kann. Gute Arbeit, Herr Benitez!
Inhalt
Die junge Frau weiß weder ihren Namen noch irgendetwas über ihre Vergangenheit, und schon gar nicht, wer ihr diese künstlichen Arme verpasst hat. Die allerdings verschaffen ihr übermenschliche Kräfte, und so entschließt sie sich, das Beste daraus zu machen: Sie ermittelt auf eigene Faust überall dort, wo sich sonst niemand kümmert – oder traut. Immer in der Hoffnung, dabei vielleicht Hinweise auf ihre Herkunft zu finden. Und das in einem spätviktorianisch inspirierten Ambiente, in dem fanatischer Fortschrittsglaube und Fantastik eng miteinander verwoben sind. Ein Fortschritt, der buchstäblich über Leichen geht auf dem Weg zur Erkenntnis.
(Quelle: Splitter Verlag)
Autor
Joe Benitez
geboren am 21. Mai 1971 ist amerikanischer Comicbuch-Autor.
(Quelle: Wikipedia)
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Details
Format: Hardcover (Bookformat)
Veröffentlichung: 22.06.2017
Seitenzahl: 112
Band: 1 von X
ISBN: 978-3-95839-520-6
Sprache: Deutsch
Verlagshomepage: Splitter Verlag
Copyright Cover: Splitter Verlag